Interview mit EKS Verwaltungsratspräsident (VRP) Martin Kessler, CEO EKS Thomas Fischer und Thomas Kellenberger, dem Geschäftsführer der Scherrer Haustechnik

Nach dem «Ja» zur Energiewende durch das Schweizer Stimmvolk im Mai vergangenen Jahres erhielt die EKS Strategie Rückenwind, denn der Zubau von erneuerbaren Energien in der Region muss gestärkt werden. Jetzt liegen die Zahlen vor: Ende 2017 waren im Versorgungsgebiet der EKS 1696 Photovoltaikanlagen gemeldet. 14% mehr als im Vorjahr. Davon stehen 826 in der Schweiz. Dort hat der Zubau innerhalb eines Jahres sogar um 21% zugenommen. Konkret wurden 143 neue Anlagen ans Netz angeschlossen. In Deutschland kamen im selben Zeitraum 60 neue Anlagen hinzu.

Worin sehen Sie die primäre Aufgabe für EKS?
Martin Kessler, VRP: Die Strommarkt-Liberalisierung kommt und EKS bereitet sich systematisch unternehmerisch - nicht politisch - darauf vor. Die Vorbereitung auf die Strommarkt-Liberalisierung ist für EKS überlebenswichtig. Der Strommarkt in der Schweiz hat sich völlig verändert. Entsprechend muss die Unternehmensführung die Markt-entwicklung berücksichtigen. Stürmische Preisentwicklungen gehören zum Alltag. Folgerichtig versteht sich EKS nicht als politische Kraft, sondern als eine rein nach unternehmerisch betriebswirtschaftlichen Kriterien geführte Firma – zugunsten ihrer Aktionäre. Dies ist umso wichtiger als die gesamtwirtschaftliche Nachfrage nach Strom steigt und sich EKS im teil-liberalisierten Markt in einem harten Wettbewerb befindet. Diesen Anpassungsprozess an die Strommarkt-Liberalisierung kann nur durch ein Höchstmass an unternehmerischer Selbständigkeit verwirklicht werden.

Welchen Auftrag hat EKS hinsichtlich der Energiewende?
Martin Kessler, VRP: Die Eigentümer – also hauptsächlich der Kanton Schaffhausen haben in ihrer Eigentümerstrategie für EKS neben anderen wesentlichen Punkten ganz konkret festgehalten, dass sich EKS für die Erhöhung der Energieeffizienz und für die Steigerung der Produktion aus erneuerbaren Energien einsetzen muss. Dafür soll EKS Produkte und Dienstleistungen entwickeln, die sich am Markt verkaufen lassen. Unter anderem ist dabei das Produkt Sun Control entstanden.

Was ist das genau für ein Produkt? Wie funktioniert es?
Thomas Fischer, CEO: Sun Control ist kurz gesagt eine Eigenverbrauchslösung. Wir haben das Produkt im Mai 2016 – also bereits ein Jahr vor der Volksabstimmung - lanciert. Wir unterstützen damit Hausbesitzer, ihren Strom mit einer Photovoltaikanlage in Kombination mit einer intelligenten Steuerung (Smart-Meter) selber herzustellen, zu verbrauchen oder in einer Batterie zu lagern. Der Fokus liegt dabei auf einem hohen Eigenverbrauch, indem der Elektroboiler und oder die Batterie tagsüber bei genügend Sonnenschein geladen wird. Eine ansprechende Visualisierung, eine Versicherung und die schlüsselfertige Installation machen das Angebot komplett. Unsere Photovoltaikanlage ist eine Standardanlage, bei der die Grösse und Technik vorgegeben sind, vergleichbar mit einem Auto in der Grundausstattung. Das macht sie günstig. Wer eine Photovoltaikanlage mit Sonderausstattung will, muss dann halt auch andere Preise in Kauf nehmen.    

Weshalb verkauft EKS Photovoltaikanlagen? Mischt sich das Kantonswerk da nicht zu sehr in die Privatwirtschaft ein?
Thomas Fischer, CEO: Sie haben es bereits gehört: EKS muss den Zubau von regionaler erneuerbarer Energie fördern. Wie für alle anderen Elektrizitätsunternehmen ist der Zubau von Photovoltaikanlagen auch für EKS von grosser Bedeutung. Nur durch den raschen Zubau von erneuerbaren Energien kann die vom Volk gewollte Energiewende gelingen. EKS muss zudem neue Einnahmen über neue Geschäftsfelder und neue Märkte, z. B. in anderen Kantonen generieren. Allerdings hat sich EKS im Gegensatz zu anderen Elektrizitätswerken dazu entschlossen keine Firmen der Gebäudetechnik aufzukaufen oder eine eigene Abteilung aufzubauen. EKS setzt hingegen auf die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit privaten Firmen. Wir sind Freund und Partner des lokalen Gewerbes. Seit April letzten Jahres setzen wir zum Beispiel auf die Zusammenarbeit mit einem alteingesessenen Schaffhauser Gebäudetechnikerbetrieb, der Scherrer Haustechnik.  

Aber weshalb arbeitet EKS auch mit deutschen Lieferanten zusammen?
Thomas Fischer, CEO: Die enge Zusammenarbeit mit dem Gewerbe beidseits der Grenzen entspricht der Geschichte und der Marktposition von EKS sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland. Nach Möglichkeit werden Aufträge in dem Land vergeben, wo sie auch ausgeführt werden. Deutschland ist und bleibt ein wichtiger Markt für EKS. Rund 42 % unseres Stromabsatzes machen wir mit deutschen Kunden und bislang haben wir erfreulicherweise alle Konzessionen in Deutschland wieder gewonnen.

Seit April 2017 ist Scherrer Haustechnik verantwortlich für die Installation der EKS  Photovoltaikanlagen. Was ist bislang Ihr Fazit?
Thomas Kellenberger: Wir waren ziemlich erstaunt, wie gross der Andrang war. Offensichtlich ist der Bedarf an qualitativ guten und modular aufgebauten Solaranlagen für den Privathaushalt gross. Die Zusammenarbeit mit EKS läuft bislang gut. Was für den Standort sicher erfreulich ist: Wir haben eine neue Installationsfirma nach Schaffhausen gebracht und somit hier in der Region neue Arbeitsplätze geschaffen.

Sie sprechen damit Ihre Tochterfirma Winsun an. Weshalb diese Firma?
Thomas Kellenberger: Wir sind über die Inretis-Gruppe an der Firma Winsun AG beteiligt. Das 2011 gegründete Unternehmen fokussiert sich mit seinen 70 Angestellten auf die Projektentwicklung, das Engineering sowie den Vertrieb und Marketing von Photovoltaikanlagen. Es sind ausgewiesene Spezialisten auf ihrem Gebiet und wie geschaffen für diese EKS Projekte. Zudem hat Winsun wie schon erwähnt im Sommer 2017 in Schaffhausen eine Filiale eröffnet.

Wie ist das Kundenfeedback?
Thomas Fischer: Bislang sehr positiv. Da die Fördergelder ab April reduziert werden, haben wir nochmals einige Tausend Haushalte im Kanton Thurgau angeschrieben. Wer jetzt schnell investiert profitiert noch von den hohen KEV-Fördergeldern. Zudem werden Batterien im Kanton Thurgau speziell gefördert.

Die Fragen stellte Juliane Huber, Unternehmenskommunikation EKS

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