Lebensraum Kulturlandschaft
Kulturlandschaften sind Gebiete, in denen die ursprüngliche Natur vom Menschen verändert und nach seinen Bedürfnissen umgestaltet wurde. Mit dem Wandel von geschlossenen Waldgebieten zu halboffenem Kulturland entstand auch ein vielfältiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Im Rebbaugebiet zwischen Beringen und Trasadingen profitieren zahlreiche gefährdete Vögel von günstigen Brutmöglichkeiten und einem breiten Nahrungsangebot.
Wendehals
Auch wenn er nicht so aussieht: Der Wendehals ist ein Specht. Aber nicht nur optisch unterscheidet er sich von anderen Spechten. Er baut keine Nisthöhle, trommelt nicht und kann auch nicht senkrecht die Bäume hochlaufen – dazu fehlen ihm die versteiften Schwanzfedern. Er sucht am Boden hüpfend nach Ameisen und Spinnen, die er mit seiner langen klebrigen Zunge fängt. Im Gegensatz zu seinen Verwandten ist der wärmeliebende Wendehals ein Zugvogel und überwintert in Afrika. Sein Bestand war lange rückläufig, in den letzten Jahren zeichnet sich eine Erholung ab: 2020 brüteten in der Schweiz so viele Brutpaare wie letztmals vor über dreissig Jahren. Auch im Klettgau lässt sich der merkwürdige Specht beobachten.
Lebensraum: Waldlichtungen, Obstgärten, Rebberge, Siedlungen
Nahrung: Ameisen, Spinnen, Insekten
Brutort: Baumhöhlen, Nistkästen
Gefährdung: potenziell gefährdet, rote Liste
Bestand SH: 11–50 Brutpaare und Durchzüger
Turmfalke
Lebensraum: Kulturland, Gebirge, Siedlungen
Nahrung: Insekten, Kleinsäuger, Vögel
Brutort: Felsnischen, Gebäude, Bäume, Nistkästen
Gefährdung: potenziell gefährdet, rote Liste
Bestand SH: 11–50 Brutpaare und Durchzüger
Schwarzkehlchen
Lebensraum: Kiesgruben, Brachen, Wiesen, Moore
Nahrung: Insekten, Spinnen
Brutort: Boden
Gefährdung: potenziell gefährdet, rote Liste
Bestand SH: 11–50 Brutpaare und Durchzüger
Bluthänfling
Lebensraum: Kiesgruben, Felder, Siedlungen, Gebirge
Nahrung: Samen
Brutort: Sträucher
Gefährdung: nicht gefährdet
Bestand SH: 51–200 Brutpaare und Durchzüger
Distelfink
Lebensraum: Kiesgruben, Felder, Rebberge, Hecken
Nahrung: Samen
Brutort: Bäume, Sträucher
Gefährdung: nicht gefährdet
Bestand SH: mehr als 200 Brutpaare
Zaunammer
Lebensraum: Kiesgruben, Rebberge, Waldränder
Nahrung: Samen, Insekten, Spinnen
Brutort: Sträucher, Büsche
Gefährdung: potenziell gefährdet, rote Liste
Bestand SH: 11–50 Brutpaare, selten Durchzüger
Gartenrotschwanz
Lebensraum: Obstgärten, Wald, Siedlungen
Nahrung: Insekten, Spinnen, Beeren
Brutort: Baumhöhlen, Gebäude
Gefährdung: potenziell gefährdet, rote Liste
Bestand SH: 11–50 Brutpaare und Durchzüger
Neuntöter
Lebensraum: Hecken, Dornenbüsche, Rebberge
Nahrung: Insekten, Kleinsäuger, Reptilien
Brutort: Sträucher
Gefährdung: potenziell gefährdet
Bestand SH: 100–300 Brutpaare und Durchzüger
Heidelerche
Lebensraum: offenes Gelände, Waldränder, Rebberge
Nahrung: Insekten, Samen
Brutort: Boden
Gefährdung: verletzlich (VU)
Bestand SH: 11–50 Brutpaare und Durchzüger
Wachtel
Lebensraum: Wiesen, Getreide-felder, Brachen, Luzerne- und Kleefelder
Nahrung: Insekten, Samen, Körner
Brutort: Boden
Gefährdung: verletzlich (VU)
Bestand SH: 11–50 Brutpaare und Durchzüger
Bildcredits:
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«Vernetzungsprojekt Klettgau»
Auch in der Schweiz steht die Biodiversität unter Druck. Mehr als ein Drittel aller Arten sind gefährdet oder bereits verschwunden. Landwirtinnen und Landwirte erhalten nur Direktzahlungen, wenn sie mindestens 7 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche als Biodiversitätsförderflächen (BFF) bewirtschaften. Die häufigsten BFF sind extensiv genutzte Wiesen, Buntbrachen, Hochstamm-Obstbäume sowie Hecken. BFF können auch gemeinsam in einem sogenannten Vernetzungsprojekt angelegt werden, dort gelten weitergehende Anforderungen, welche speziell abgegolten werden. Das kantonale Vernetzungsprojekt Klettgau war 2004 eines der ersten in der Schweiz und befindet sich bereits in seiner vierten Umsetzungsetappe. Das kantonale Planungs- und Naturschutzamt (PNA) hat in Zusammenarbeit mit den Landwirten viele Hektaren Buntbrachen angelegt, hunderte Meter Heckensträucher gepflanzt und gepflegt sowie Magerwiesen für seltene Insekten- und Pflanzenarten gefördert. Diese Massnahmen kommen vielen Kleinstlebewesen zugute, es profitieren aber auch Tierarten wie der Feldhase, die Feldlerche, die Wachtel oder der Neuntöter. Mittlerweile erreichen die BFF im Vernetzungsprojekt Klettgau einen Flächenanteil von rund 12 %.