On the E-Road
Lange galten Diesel-Trucks als Inbegriff des Lkw. Mittlerweile sind jedoch auch immer mehr E-Trucks im Einsatz. Das Schaffhauser Transportunternehmen Planzer zählt zu den Pionieren. Geschäftsführer Martin Schwarzer erzählt von seinen Erfahrungen.
Lastkraftwagen, kurz Lkw, umweht ein Hauch der Romantik von der grossen weiten Welt. Mit viel PS unter der Motorhaube und literweise Diesel im Tank rollen die Trucks endlose Kilometer über Autobahnen und bringen Waren von A nach B. So das Klischee. Immer häufiger entspricht dies jedoch nicht mehr der Realität. Denn anstelle der Dieseltrucks sind zunehmend E-Fahrzeuge im Einsatz. Und das Fahrerlebnis in einem Lastwagen mit Elektroantrieb ist ein ganz anderes.
Ganz anderes Fahrgefühl
«Die erste Fahrt in einem Elektro-Lkw ist sehr gewöhnungsbedürftig, aber in positivem Sinn: kein Motorenlärm und keine Vibrationen, keine Zugkraftunterbrechung beim Anfahren», sagt Martin Schwarzer, Geschäftsführer der Planzer Transport AG. «Es ist so still, dass man bei schneller Fahrt sogar die Windgeräusche an der Kabine und an den Spiegeln wahrnehmen kann.» Schwarzer spricht aus Erfahrung. Schon vor zehn Jahren hat Planzer als erstes Schweizer Transportunternehmen seinen ersten E-Lkw in Betrieb genommen. Mittlerweile zählen 17 batteriebetriebene Fahrzeuge zur Flotte von Planzer, darunter auch vier Sattelzugmaschinen.
«Wir haben uns 2014 für die Anschaffung eines E-Lkw entschieden, weil wir diese neue Antriebstechnologie kennenlernen und Erfahrungen damit sammeln wollten», erzählt Schwarzer. Das hat sich ausgezahlt. Inzwischen wissen Schwarzer und sein Team von Fahrerinnen und Fahrern genau, worauf es zu achten gilt. So mussten sie lernen, dass die Elektrofahrzeuge viel schneller und weiter in den Reservebereich gehen als die Diesel-Lastwagen. Je nach Route bedeutet dies jedoch nicht, dass der Lkw jeden Moment liegenbleibt. «Bei Streckenprofilen mit einem grossen Bremsanteil füllt sich der Batteriespeicher wieder infolge der Energierückgewinnung», erklärt Schwarzer. Sprich: Geht es viel bergab, gewinnt der Lkw Energie zurück.
Gute Planung ist alles
Die grössten Herausforderungen sieht Schwarzer aktuell in der geringen Anzahl an Elektro-Tankstellen und der Ladedauer. Neben einer Berechnung von Steigungen auf der Route und dem Gewicht der Beladung muss vor Abfahrt daher auch der Ladestopp geplant werden. Noch wichtiger als bei einem Diesel-Laster ist daher eine gute Planung beim E-Brummi die Voraussetzung für eine erfolgreiche Fahrt bis ans Ziel. Um möglichst keine Zeit durchs Laden zu verlieren, werden die Fahrten meist so disponiert, dass die Lkw über Nacht geladen werden können. «Unsere Fahrer sind in der Regel beim Betankungsvorgang gar nicht dabei, sondern sorgen am Abend bloss dafür, dass das Fahrzeug mit der Ladesäule verbunden ist», so der Geschäftsführer. «Am nächsten Morgen ist der Speicher dann wieder voll.»
Das Transportunternehmen hat in vielen Filialen extra Parkplätze mit Ladeinfrastruktur geschaffen. Auch weitere Standorte sollen künftig mit Ladestationen ausgestattet werden. Neben der Ladesäule muss dazu auch die entsprechende Netzinfrastruktur vorhanden sein. «Je nach Standort können die Investitionen daher erheblich sein.»
Ideal für die City-Logistik
Da die Reichweite der E-Fahrzeuge bisher nicht an die von Diesel-Lastwagen heranreicht, werden sie von Planzer vor allem in der City-Logistik eingesetzt. Das heisst, sie fahren am Morgen ins städtische Ausliefergebiet und sind am Abend wieder zurück. So kommen auch die Vorteile der E-Lkw am besten zum Tragen: Durch ihre deutlich leiseren Motoren und den Wegfall von Emissionen belasten sie weder Mensch noch Umwelt in den ansonsten schon stark von Lärm und Emissionen geprägten Innenstädten. «Damit erreichen wir auch unser Ziel einer CO2-neutralen City-Logistik», so Schwarzer.
Seit Planzer seinen ersten E-Laster losrollen liess, hat sich im gesamten Transportwesen viel getan. «Es gibt zwar noch immer viele Leute, die grosse Dieselmotoren als den Inbegriff eines Trucks ansehen», so Schwarzer, «doch überwiegt mittlerweile die Neugier auf die E-Mobilität». Für ihn ist klar, dass Elektromobilität für die Transportlogistik immer wichtiger werden wird. (idw)
«Die erste Fahrt in einem Elektro-Lkw ist sehr gewöhnungsbedürftig, aber in positivem Sinn: kein Motorenlärm und keine Vibrationen, keine Zugkraftunterbrechung beim Anfahren.»
Martin Schwarzer
Geschäftsführer der Planzer Transport AG