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Marktleistungen
Netzdienstleistungen
Das Berichtsjahr war für EKS geprägt von bedeutenden Entwicklungen im Bereich der Netzdienstleistungen, insbesondere im Zusammenhang mit dem Erwerb der Kabelnetze der öffentlichen Strassenbeleuchtung der meisten Gemeinden im Kanton Schaffhausen und der damit einhergehenden schrittweisen Umstellung auf LED. Diese Entscheidung reflektiert das wachsende Interesse der Gemeinden, verstärkt in die Modernisierung ihrer Strassenbeleuchtung zu investieren.
Gemeinden wie Bargen, Buchberg, Merishausen, Thayngen und Trasadingen haben teilweise oder bereits vollständig auf LED-Beleuchtung umgestellt. Als besonders herausragend erweist sich der im Jahr 2022 erhaltene Auftrag von der Gemeinde Neuhausen am Rheinfall, der mit der Umrüstung der gesamten Strassenbeleuchtung auf LED einhergeht. Dies schliesst etwa 1200 Leuchten ein. Das von EKS ausgearbeitete neue Beleuchtungskonzept wurde auf Grundlage des Strassenrichtplans am 19. Dezember 2023 vom Gemeinderat genehmigt. Die Umsetzung startet im Frühling 2024. Weitere Gemeinden wie Beringen, Löhningen und Stein am Rhein setzen ebenfalls auf diesen fortschrittlichen Trend und planen die weitere Umstellung auf LED-Beleuchtung. Zudem konnte mit der Gemeinde Schleitheim für ihr Strassenbeleuchtungsnetz ein Wartungsvertrag (CheckPlus) abgeschlossen werden. Der Vertrag umfasst die regelmässige Kontrolle, der periodische Lampenwechsel und die Reinigung der Anlage.
Im Rahmen der LED-Sanierung besteht auch die Möglichkeit, gleichzeitig ein Beleuchtungssteuerungssystem zu integrieren. Solche Systeme ermöglichen nicht nur erhebliche Energieeinsparungen von bis zu 75 %, sondern mit der Schaffung einer adaptiven Beleuchtungslösung auch die Anpassungsfähigkeit an verschiedene Beleuchtungssituationen. Gemeinden wie Buchberg, Neuhausen am Rheinfall oder Trasadingen zeigten sich interessiert, ihre Strassenbeleuchtungen intelligenter zu machen. Aus Sicht der EKS ist dies eine positive Entwicklung. Sie engagiert sich weiterhin, Gemeinden bei der Umstellung auf effiziente und nachhaltige Beleuchtungslösungen zu unterstützen.
Immer mehr Gemeinden im Kanton haben
ihre Strassenbeleuchtung bereits auf LED umgestellt
oder planen eine Umstellung.
Die Herausforderungen im Bereich der Energieinfrastruktur waren im Berichtsjahr spürbar. Trotz des kontinuierlich steigenden Energiebedarfs verhielt sich die Dynamik bei Ausbau und Sanierung von Mittelspannungsanlagen im privaten Sektor im Jahr 2023 aufgrund der hohen Kosten eher ruhig. Die wirtschaftliche Lage in ganz Europa wirkt sich auch auf die Beschaffung von Transformatoren aus, was zu langen Lieferzeiten führt und somit zu einer täglichen Herausforderung wird.
Die im deutschen Versorgungsgebiet ansässige Energieversorgung Klettgau-Rheintal GmbH & Co. KG (EVKR) hat EKS mit einem Dauerauftrag für kleinere Freileitungsarbeiten beauftragt. Es besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen den beiden Unternehmen, was potenzielle Aufträge für den Ausbau von Mittelspannungsanlagen im Jahr 2024 mit sich bringen wird.
Dezentrale Energieversorgung
EKS unterhält ein attraktives Portfolio von insgesamt 22 Energieversorgungsanlagen. Darüber hinaus hält EKS Beteiligungen an der Energieverbund Neuhausen am Rheinfall AG, an der Wärmeverbund Lohn AG und an der deutschen Hegauwind GmbH & Co. KG (Windanlage Verenafohren), weitere Informationen auf www.eks.ch/ueber-uns/energieversorgungsanlagen. Insgesamt wurden mit diesen Anlagen im Berichtsjahr 31,9 Mio. kWh Energie (Vorjahr: 28,7 Mio. kWh) abgesetzt. Davon 9,9 Mio. kWh Strom (Vorjahr: 7,0 Mio. kWh). Dies entspricht dem durchschnittlichen Stromverbrauch von 2200 Vierpersonenhaushalten (Vorjahr: 1555).
Mit den Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) auf den Dächern der Syntegon mit einer Leistung von 1128 kWp und von Marcels Maschinen mit einer Leistung von 491 kWp nahm EKS zwei weitere Grossanlagen in ihrem Verteilnetzgebiet in Betrieb.
Energieabsatz aus dezentralen Energieversorgungsanlagen
inkl. Beteiligungen nach Gesellschafteranteil
Energieverbund Neuhausen am Rheinfall
Die Energieverbund Neuhausen am Rheinfall AG (EVNH) ist eine Gesellschaft der EKS und der Gemeinde Neuhausen am Rheinfall. Sie liefert ökologische Wärme und in Teilgebieten auch Kälte zu wettbewerbsfähigen Preisen an Wohn-, Gewerbe- und Industrieimmobilien in Neuhausen am Rheinfall. Sie betreibt den grössten Wärmeverbund im Kanton Schaffhausen. Im Berichtsjahr verzeichnete EVNH ein weiterhin starkes Wachstum, zusätzliche Gebäude mit einer gesamthaften Wärmebezugsleistung von 2370 kW wurden angeschlossen. Der Energieverbund wird im Endausbau jährlich voraussichtlich 40 Mio. kWh Wärme und 0,6 Mio. kWh Kälte absetzen. Weitere Informationen auf www.evnh.ch.
Durch stetiges Wachstum leistet EKS einen
nachhaltigen Beitrag zur dezentralen Energie-
versorgung mit erneuerbaren Energien im
Bereich Wärme, Kälte und Strom.
Wind
Das Jahr 2023 zeigte auf vielfältiger Ebene, dass Windenergie für die Winterstromversorgung eine relevante und zentrale Rolle spielen wird. So ist auf Bundesebene nun auch ein «Windexpress» (Verfahrensbeschleunigung bei fortgeschrittenen Windkraftprojekten) beschlossen worden, im Mantelerlass sind anspruchsvolle Ausbauziele verankert und der Beschleunigungserlass soll für schnellere Verfahren sorgen. Verlässliche Rahmenbedingungen und faire Verfahren sind zentral für einen erfolgreichen Ausbau der Windenergie in der Region. Die regionale Windanlage Verenafohren (DE) zeigt seit mittlerweile sechs Jahren eindrücklich, dass in der Region Schaffhausen substanziell Strom aus Windkraft produziert werden kann.
Für das Projekt Chroobach stand das Jahr 2023 im Zeichen von Verfahrensklärungen und der Projektfinalisierung. Das vom Kanton Schaffhausen festgelegte koordinierte Planungs- und Bewilligungsverfahren hat mit der Standortgemeinde Hemishofen Abstimmungsarbeiten erfordert. Es liegt ein eingabereifes Projekt vor, denn die Abklärungsarbeiten für die Umweltverträglichkeitsprüfung konnten abgeschlossen werden. Es wurden Lösungen gefunden, die alle gesetzlichen Vorgaben einhalten und die Natur und bestehende Lebensräume vor Ort in möglichst geringem Mass beeinträchtigen. Wo sich Beeinträchtigungen nicht vermeiden lassen, plant die Projektgemeinschaft in enger Absprache mit den Behörden geeignete Ersatzmassnahmen, um neue, wertvolle Lebensräume zu schaffen. Des Weiteren hat die Projektgemeinschaft Exkursionen für die Bevölkerung und Schulen zu den Windanlagen Verenafohren organisiert und sich weiter im Podcast-Format «Um Watt geht’s?» engagiert. Mit dem erwarteten Windstromertrag von 27 bis 30 Mio. kWh ist das Projekt von nationalem Interesse und würde einen wichtigen Beitrag zur Realisierung der kantonalen Ausbauziele für erneuerbare Energien leisten.
Das Jahr 2023 zeigte auf vielfältiger Ebene,
dass Windenergie für die Winterstromversorgung
eine relevante und zentrale Rolle spielen wird.
Stromvertrieb
Spotmarkt
Stellte man die Entwicklung der Preisniveaus auf dem Spothandel seit seiner Einführung in der Schweiz als Rangliste dar, so würde das Jahr 2023 auf dem dritten Platz der höchsten Preise landen. Platz 1 belegt klar 2022, gefolgt von 2021 auf Platz 2. Angesichts der Terminmarktpreise im Jahr 2022 für das damalige Frontjahr 2023 machte der Spotpreis 2023 jedoch nur ein Bruchteil dessen aus, was zeitweise gehandelt wurde (knapp 1’100 ¤ / MWh für Baseload Schweiz mit Lieferung im Jahr 2023!).
Ein milder Winter 2022 / 23 half gut ins neue Jahr zu starten, ohne dass sich wirkliche Knappheiten in der Schweiz und Europa zeigten. Neben den politischen Massnahmen zum Sparen von Strom und Gas vermochte auch der inflationsbedingte Einbruch beim verarbeitenden Gewerbe und der Industrie in Europa, allen voran in Deutschland, den Energieverbrauch zu senken. Frankreichs staatliche Energieversorgerin EDF konnte nach und nach die Probleme in ihren Atomkraftwerken beheben und so für ein erhöhtes Produktionsniveau der Anlagen sorgen. In Deutschland wurden in Rekordzeit schwimmende Flüssiggasterminals fertiggestellt, um eine grössere Diversifizierung bei den Gaslieferanten zu erreichen und somit die Abhängigkeit von russischem Gas aufzuheben. Dabei hat sich Norwegen als neuer europäischer Hauptlieferant herauskristallisiert. Aber auch Flüssiggas (Liquified Natural Gas, LNG) von ausser-halb von Europa kam beständig an.
Der Klimawandel machte sich auch 2023 weiter bemerkbar. Während sich der Winter 2022 / 23 mit milden Temperaturen für die Energieversorgung vorteilhaft zeigte, sorgte der Klimawandel im Sommerhalbjahr für zu hohe Temperaturen in weiten Teilen Europas und der Schweiz. Im Vergleich mit dem Vorjahr war es jedoch weniger trocken, was wiederum dem Strommarkt mit seinen vielen Wasserkraftwerken in den Alpen geholfen und so eine preisliche Dämpfung herbeigeführt hat. Ab Mitte Oktober setzte in Mitteleuropa eine Wende zu einem sehr aktiven Wettermuster mit viel Wind und noch mehr Wasser ein. Erstmalig seit August 2021 wechselte der Alpenraum von einem hydrologischen Defizit zu einem Überschuss. Weltweit gilt 2023 als das wärmste Jahr gemäss den Daten des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus. Ein Grossteil dieser Wärme stammt von der Erwärmung der Ozeane. Unter dem zusätzlichen Einfluss des El-Niño-Ereignisses vor der Küste Chiles in Südamerika verstärkt sich der Trend zur weltweiten Erwärmung weiter.
Geopolitisch zeigte sich das Jahr 2023 für den Spotmarkt eher ruhig. Einzig im Herbst 2023 hatte der ausgebrochene Nahostkonflikt Auswirkungen auf den Spotpreis für Gas, der in der Folge etwas anstieg.
Terminmarkt
An den Terminmärkten war das ganze Jahr ein überaus stark preisfallender Trend vorherrschend. Neben sinkenden Gas- und CO2-Preisen konnten die stabilen Spotmarktpreise die Ängste aus dem Jahr 2022 vertreiben. Der eingebrochene Verbrauch seitens der Industrie half sicher auch mit, den Terminmarkt zu beruhigen. Neben dem fallenden Gaspreis war besonders auch der CO2-Preis die treibende Kraft hinter den Preisverlusten am Stromterminmarkt. CO2-Preise reagieren sehr empfindlich auf politische Eingriffe durch die EU, die den CO2-Handel ins Leben gerufen hat, und auf die wirtschaftlichen Aussichten. Diese erweisen sich bedingt durch die Inflation nicht gerade als vielversprechend.
Nach dem Angriff auf Israel gab es kurzzeitig eine Gegenbewegung im Gas- und Strommarkt. Ängste vor neuen geopolitischen Risiken wurden geweckt. Einige der Staaten im Konfliktgebiet sind auch grosse Gasproduzenten. Die weitere Entwicklung der Situation bleibt abzuwarten.
Zusammen mit den enormen Regen- und Schneemassen sorgte der schwache Spotmarkt im Herbst für den preislichen Einbruch: Der Preis für das Lieferjahr 2024 in der Schweiz fiel unter die kritische Marke von 100 Euro/MWh.
Markt für Herkunftsnachweise
Der Trend steigender Marktpreise für Herkunftsnachweise (HKN) aus Wasserkraft hat sich auch im Jahr 2023 fortgesetzt, wenngleich der Anstieg moderater ausfiel als noch während des Jahres 2022. Im Frühjahr sanken die HKN-Preise für Wasser erstmals seit einem Jahr wieder leicht, stiegen darauf jedoch wieder das ganze Jahr über an und schienen sich Ende 2023 wieder etwas abzusenken. Auffällig war auch die erhöhte Volatilität der Preise verglichen mit den Vorjahren. Gründe dafür dürften die sich ändernden klimatischen Bedingungen, die geopolitische Situation sowie anstehende Änderungen in der Schweizer Regulatorik sein.
Vor allem die anstehende Anpassung der Stromkennzeichnung von einer jährlichen hin zur quartalsweisen Ausweisung hat die Branche im Berichtsjahr stark beschäftigt. Mittlerweile ist klar, dass die quartalsweise Stromkennzeichnung erstmals im Lieferjahr 2027 anwendbar wird. Damit nähert sich die Anpassung auch dem Beschaffungshorizont der EKS. Ab dem Jahr 2024 werden die ersten HKN-Beschaffungen erfolgen, welche die neuen Rahmenbedingungen erfüllen. Die Verabschiedung des sogenannten «Mantelerlasses», einer Anpassung des Schweizer Energiegesetzes, hat in der Branche zusätzliche Unsicherheiten geschürt aufgrund teils nicht vollends eindeutiger Formulierungen im Gesetzestext. Die Branche erwartet, dass nach der Volksabstimmung zum neuen Stromgesetz vom Juni 2024 genauere Informationen vorliegen, wie die beschlossenen Änderungen umzusetzen sind.
Der Aufwärtstrend bei den im Schweizer Versorgungsgebiet der EKS neu in Betrieb genommenen PV-Anlagen privater Anlagenbetreiberinnen und -betreibern hat sich im Berichtsjahr fortgesetzt und noch verstärkt. Damit verbunden stieg auch die Anzahl neu abgeschlossener Verträge für die Vergütung von Herkunftsnachweisen (HKN).