Die Luft als Rohstoff-Mine
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2. November 2023 – «Negativemissionstechnologien» heissen die Verfahren, die der Luft CO2 entziehen und es langfristig binden. Wie die Empa in einer Mitteilung am 17. Oktober berichtete, geht «Mining the Atmosphere» noch einen Schritt weiter: CO2 nicht bloss einfangen und im Boden speichern, sondern als Rohstoff einsetzen.
Netto Null nur ein Zwischenziel
Pro Jahr pumpen wir Menschen 9,4 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in die Luft. Die Vegetation und die Weltmeere vermögen nicht mal die Hälfte davon zu kompensieren. 5,1 Milliarden Tonnen verbleiben jedes Jahr in der Atmosphäre. Das Ziel der Schweiz, bis 2050 unterm Strich keine Treibhausgase mehr auszustossen, ist nur erreichbar, wenn es gelingt, der Atmosphäre überschüssiges CO2 zu entnehmen. Überhaupt ist Netto Null nur ein Zwischenziel. Mit «Mining the Atmosphere» verfolgt die Empa einen ganzheitlichen Ansatz – technisch umsetzbar und finanzierbar. Ein globales Wirtschaftsmodell mit einem dazugehörigen Industriesektor, der CO2 zum Rohstoff macht. Der Weg führt von einer Gesellschaft, die CO2 ausstösst, über die Energiewende zu einer Netto-Null-Gesellschaft und weiter zu einer Gesellschaft, die CO2 bindet.
Atmosphärische Mine
Die Aufgabe ist happig, Forschende und Wirtschaft müssen sich zusammentun: Geschätzte 400 Milliarden Tonnen Kohlenstoff müssen aus der Luft geholt werden. Mehr noch, wo bisher Rohstoffe in unterirdischen Minen abgebaut wurden, soll in Zukunft die Atmosphäre als «Mine» dienen. Der eingefangene Kohlenstoff soll in wertschöpfende Materialien wie Baustoffe oder Polymere (Rohstoff für Kunststoffe) umgewandelt werden. Eine tragende Rolle kommt dem Bausektor zu, denn gerade Beton kann aufgrund seiner Masse sehr viel Kohlenstoff binden.