Eine Erfolgsgeschichte mit Nebenwirkungen

Über 97 Prozent der Schweizer Bevölkerung sind an die Abwasserreinigung angeschlossen. Das hat gedauert und hat seinen Preis. Mehrere Milliarden an Subventionen wurden unter anderem vom Bund an die Gemeinden bezahlt. 2017 sind die restlichen Auszahlungen fällig. Und die Arbeit geht weiter.

Einige Menschen können sich den Luxus leisten, den grössten Anteil an Wasser die Toilette runterzulassen. Dies hierzulande nicht zuletzt deshalb, weil die Schweiz insofern privilegiert ist, als die Niederschlagsmenge (vor allem aufgrund der Barrierewirkung der Alpen) die Nutzung bei weitem übersteigt: Von rund 60 Kubikkilometern Niederschlag zapfen die Wasserversorger laut SVGW nur knapp einen Kubikkilometer an.

Des Weiteren ist die aufwendige Infrastruktur mit ein Grund, weshalb wir für alle Wassernutzungen im Haushalt Trinkwasser verwenden. Würden wir beispielsweise qualitativ verschieden gutes Wasser zum Waschen und Trinken verwenden, bräuchte es zwei separate Versorgungssysteme. Das wäre viel teurer als das Aufbereiten von Trinkwassers für die Toilettenspülung.

Mittlerweile umfasst das Kanalisationsnetz in der Schweiz eine Länge von über 130 000 km mit 800 angeschlossenen Kläranlagen. Für den Ausbau der gesamten Infrastruktur wurden an die 50 Milliarden Fr. ausgegeben. Der Bund hat mit einer Subventionssumme von 5,3 Milliarden Fr. dazu beigetragen, das System aufzubauen. Nun werden mit den letzten 10 Millionen Fr. die Gemeinden bei ihrer Entwässerungsplanung unterstützt.

Bis 1965 waren 14 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz an eine zentrale Kläranlage angeschlossen. Im Jahr 2005 waren es 97 Prozent. Damit war das Ausbaupotenzial bis auf 1 Prozent ausgeschöpft, da die anderen 2 Prozent in zu weit abgelegenen oder zu schwach besiedelten Gebieten wohnen und ein Anschluss nicht sinnvoll ist.

Medikamente, Chemikalien, Hormone

Obwohl sich bis heute die Wasserqualität stark verbessert hat, gibt es immer noch viel zu tun. Eine neue Herausforderung sind gemäss Bundesamt für Umwelt (BAFU) die sogenannten Mikroverunreinigungen durch Medikamente, Pflanzenschutzmittel, Chemikalien oder Hormone. Die Belastung sei so hoch, dass sie für Lebewesen wie beispielsweise die Fische im Wasser problematisch sei und auch einen negativen Einfluss auf die Umwelt haben dürfte, so das BAFU. Deshalb sollen nun die wichtigsten Kläranlagen der Schweiz ausgebaut werden. Die Auswahl der Anlagen liegt bei den Kantonen.