Energie für zwei Länder
Seit Gründung im Jahr 1908 versorgt EKS Kundinnen und Kunden auf beiden Seiten der deutsch-schweizerischen Grenze mit Strom. Martin Beck, bei der Schaffhauser Energieversorgerin zuständig für Unternehmensentwicklung, erzählt von den Besonderheiten grenzüberschreitender Energieversorgung.
Was unterscheidet EKS von anderen Energieversorgern?
Martin Beck: EKS hat anders als die meisten anderen Schweizer Energieversorgungsunternehmen Kundinnen und Kunden in der Schweiz und in Deutschland sowie Stromproduzentinnen und -produzenten dies- und jenseits der Grenze. Das ist schon sehr speziell. Ich kenne nur wenige andere Fälle, in denen es ähnlich ist. In Laufenburg gibt es einen deutschen Netzbetreiber, der auf Schweizer Boden aktiv ist, und die Elektra Baselland beliefert auch in Frankreich.
Wie ist dieses grenzübergreifende Versorgungsgebiet entstanden?
Es geht auf die Anfangsjahre unseres Unternehmens zurück. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ging die Elektrifizierung der Schweiz deutlich schneller voran als die der süddeutschen Nachbarn. Die Schweiz nutzte damals schon seit geraumer Zeit die Wasserkraft zur Stromgewinnung. Der Staatsvertrag des Grossherzogtums Baden mit dem Kanton Schaffhausen legte dann 1908, im Gründungsjahr der EKS, die Basis dafür, dass wir das Recht erhielten, Stromleitungen auf deutschem Boden zu legen. Das war nicht nur mit Blick auf Kundinnen und Kunden in Deutschland gut, sondern erleichterte auch den Bau der Leitungen. Wer den Grenzverlauf rund um Schaffhausen kennt, der weiss, dass der kürzeste Weg von A nach B oft durch das benachbarte Land führt.
Welche Herausforderungen bringt das mit sich?
Nun (lacht) – das Gesetz sieht einen Fall wie EKS nicht vor. Das heisst, wir müssen oft selbst neue Lösungen finden und dann schauen, ob sie von den Behörden akzeptiert werden. Das ist sehr herausfordernd. Da das geplante bilaterale Abkommen mit der EU in weite Ferne gerückt ist, wird diese Aufgabe nicht einfacher. Ausserdem bewegen wir uns seit Ende der Neunziger-jahre in Deutschland in einem liberalisierten Strommarkt. Stromnetz und Energieversorgung sind seitdem getrennt und unsere deutschen Privatkunden können frei wählen, ob sie sich von uns beliefern lassen wollen oder nicht. Erfreulicherweise bleiben uns viele treu, weil sie unsere Stromprodukte aus erneuerbaren und teils regionalen Energiequellen schätzen. Unabhängig von der Zahl unserer Kunden in Deutschland stellen wir zugleich als Netzbetreiberin auf deutschem Boden die Versorgung und den Erhalt der Netze sicher.
Hat es auch Vorteile?
Wann immer die bereits seit 2002 geplante vollständige Liberalisierung des Schweizer Energiemarktes kommen sollte, sind wir darauf schon gut vorbereitet. Durch unsere Aktivitäten in Deutschland haben wir Erfahrungen sammeln können. Die verschiedenen gesetzlichen und prozessualen Anforderungen machen die Arbeit für die EKS Mitarbeitenden zudem sehr abwechslungsreich.
Was tut EKS darüber hinaus, um sich für die Zukunft aufzustellen?
Die Energiewende ist für Energieversorger weltweit die grösste Herausforderung. Es gilt künftig Strom CO2-frei und klimaneutral zu produzieren – und dabei die Versorgungssicherheit zu garantieren. Wir investieren daher gezielt in den Ausbau erneuerbarer Energie aus und für die Region. Der Windpark Verenafohren ist dafür ein gutes Beispiel. Gemeinsam mit mehreren Partnern der Hegauwind GmbH haben wir drei hochmoderne Windräder in Wiechs am Randen, also auf deutschem Boden, gebaut. Die Energie wird in das EKS Netz und somit physikalisch in die Schweiz eingespeist.
Gibt es eigentlich Unterschiede zwischen den Schweizer und den deutschen Kundinnen und Kunden?
Tatsächlich ist der Verbrauch eines Durchschnittshaushalts in Deutschland geringer und die Preissensitivität etwas höher als in der Schweiz. Zudem ist der Strommix leicht anders und wir weisen ihn aufgrund der Vorgaben unterschiedlich aus. Da wir effizient, vorausschauend und strategisch Strom beschaffen, werden unsere Tarife trotz steigender Energiepreise sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz vergleichsweise niedrig bleiben. Ansonsten ähnelt sich die alemannische Mentalität dies und jenseits der Grenze. (idw)