Im Auge des Sturms

Im Herbst beginnt die Sturmzeit. Je grösser die Druckunterschiede zwischen den Hoch- und Tiefdruckgebieten desto stärker weht es. Ludwig Z’graggen von Meteoschweiz erläutert, wie Stürme entstehen und welche Arten von Stürmen es gibt.

Ein Wind ist kein Sturm. «Wir sprechen von einem Sturm bei Böenspitzen von mindestens 75 km/h», sagt Ludwig Z’graggen, Meteorologe bei Meteoschweiz. Typischerweise treten Stürme im Winterhalbjahr zwischen September und März auf, da dann die Gegensätze zwischen Hochund Tiefdruckgebieten am grössten sind. Kleinräumige Stürme wie Gewitterstürme sind hingegen ein Phänomen des Sommers.

«Klassische Stürme sind Weststürme und treffen meistens die Alpennordseite», erläutert Z’graggen. In der Regel gibt es davon im Jahr drei. Nur alle fünf bis zehn Jahre gibt es wirklich schwere Stürme, wie zuletzt «Burglind» am 3. Januar 2018. Als bislang schwerster Weststurm gilt «Lothar» (1999), der bis zu 11 Millionen Kubikmeter Sturmholz hinterliess, Gebäude beschädigte und 14 Menschen das Leben kostete.

Stürme nicht unterschätzen

«Man sollte Stürme und ihre Kraft nicht unterschätzen», warnt der Experte. «Im Freien können Böen ab 170 km/h einen Menschen zu Boden werfen.» Und betonte, er spreche aus Erfahrung. Er rät, im Extremfall auf die Knie zu gehen und Wälder und Gebäude zu meiden, da Gefahren durch herabfallende Äste und Dachziegel sowie umstürzende Bäume drohen.

Auch Föhnstürme am Alpennordhang können in den Böenspitzen ähnliche Stärken wie Weststürme erreichen. Föhn entsteht bei kräftiger Südsüdost- bis Südweststr.mung über den Alpen. Dies führt am Alpensüdhang oft zu einem Wolkenstau, der meist mit Regen einhergeht, während nördlich des Alpenkamms die Luft in die Täler absinkt und sich dabei erwärmt. «Die Natur hat sich an Föhnwinde angepasst, weshalb es in den typischerweise von Föhn betroffenen Alpentälern kaum zu Waldschäden kommt», erklärt Z’graggen.

Tornados in der Schweiz

Alle paar Jahre kommt es zudem in der Westschweiz zu sogenannten Bisenstürmen und auf der Alpensüdseite zu stürmischem Nordföhn. Ganz vereinzelt gibt es in der Schweiz sogar Tornados. «Prädestiniert ist das Vallée de Joux im Waadtländer Jura», sagt Z’graggen. Dort gab es im August 1890 und im August 1971 schwere Tornados, die eine Schneise der Verwüstung hinterliessen. Ob die Zahl der Stürme durch die Klimaänderungen künftig zunimmt, ist laut Klimaforschenden bislang unklar. «Noch ist die Wissenschaft sich nicht einig, was genau passieren wird», so Z’graggen.

Weststurm


130 bis 170 km/h
(Stundenmittel bis 70 km/h)


220 bis 280 km/h

Föhnsturm


130 bis 170 km/h
(Stundenmittel bis 100 km/h)


200 bis 260 km/h

Schwerster Sturm

«Lothar», 26. Dezember 1999,
14 Todesopfer, 11 Mio. m3 Sturmholz

269 km/h

gemessen auf dem Grossen
St. Bernhard am 27. Februar 1990

1890 und 1971

gab es Tornados in der Schweiz