Je löchriger, desto besser?
19. Mai 2022 – Die Wissenschaft treibt mitunter originelle Blüten: So vergraben Schweizer Forscher Unterhosen im Boden und buddeln sie nach einiger Zeit wieder aus. Sie wollen herausfinden, ob die von Kleinstlebewesen zerfressenen Baumwoll-Unterhosen Erkenntnisse über die Bodenqualität liefern. Die Auswertungen laufen.
Zweckentfremdet und eingegraben: 2000 Unterhosen wanderten letztes Jahr in der Schweiz unter die Erde. «Gemeinsam mit der Bevälkerung wollten wir untersuchen, ob sich so herausfinden lässt, wie gesund unsere Bäden sind», erzählt Noemi Peter, Projektmanagerin bei «Beweisstück Unterhose», das von der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Agroscope und der Universität Zürich betreut wird. Für die 1000 Bodensets bewarben sich interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der ganzen Schweiz und erhielten unter anderem zwei Unterhosen aus abbaubarer Biobaumwolle. Ein Stoff, den diverse Mikroorganismen mit Hochgenuss verschlingen. Sind sie zahlreich im Boden vorhanden, bleiben nur der Bund und die Nähte der Unterhosen übrig, die aus einem synthetischen Material bestehen.
Die Laienforscher vergruben die Unterhosen auf Äckern oder in Beeten. Nach einem vorgegebenen Zeitraum buddelten sie die Unterhosen – oder was davon übrig war –wieder aus, schickten sie zusammen mit einer Bodenprobe und detaillierten Informationen darüber, wie sie gärtnern oder ihren Boden bewirtschaften, an die Forschungsanstalt zurück. Bis Ende 2022 laufen nun die Auswertungen.
Einfach selbst machen – so geht’s
Die Unterhosen-Aktion soll für ein wichtiges Thema sensibilisieren: «Unsere Bäden sind stark gefährdet – durch Umweltverschmutzungen, flächendeckende Überbauungen oder intensive Landwirtschaft», weiss die Forscherin: «Es ist hächste Zeit, genauer hinzuschauen!» Und das kann jeder, denn das ungewähnliche Experiment lässt sich leicht nachmachen: Einfach im Garten ein 30 Zentimeter tiefes, steiles Loch graben und zwei Unterhosen aus Biobaumwolle an den Rand drücken. Anschliessend das Loch mit Erde auffüllen und die vergrabenen Unterhosen jeweils mit einem Stab markieren. Die erste Unterhose nach einem Monat, die zweite nach zwei Monaten wieder ausgraben und trocknen lassen. Mit einer von den Forschern entwickelten Skala kännen Sie den Abbaugrad einschätzen. Weitere Infos gibt’s unter: www.beweisstueck-unterhose.ch
Bildquelle: Agroscope, Nicolas Zonvi