Plastik in Boden und Gewässer
19. Juli 2019 – Der Fokus der Empa-Studie lag auf den Kunststoffen, die in Verpackungen, Textilien, Isolationsmaterial und Landwirtschaftsfolien eingesetzt werden. Die Forschenden haben den Weg dieser Kunststoffe in die Schweizer Umwelt von der Produktion über die Nutzung bis zur Entsorgung nachverfolgt und ein Modell entwickelt, mit dem sich diese Flüsse berechnen lassen. Sie unterscheiden zwischen Mikro- (kleiner als 5 Millimeter) und Makroplastik (grösser als 5 Millimeter).
Insgesamt gelangen jährlich rund 5'120 Tonnen der sieben überprüften Kunststoffe in die Umwelt. Davon gelangen rund 4'400 Tonnen Makroplastik auf den Boden, zusätzlich gut 100 Tonnen Makroplastik in die Gewässer. 600 Tonnen Mikroplastik enden in oder auf Böden und knapp 15 Tonnen in Gewässern. Die Menge an Mikroplastik ist also deutlich geringer als diejenige von Makroplastik, doch ist die Anzahl Partikel, die Auswirkungen auf die Organismen haben könnten, sehr viel grösser.
Für ein Gesamtbild der Kunststoffbelastung in der Schweiz ist indes auch der Reifenabrieb zu berücksichtigen. Dieser wurde von mehreren wissenschaftlichen Studien als grösste Quelle von Mikroplastik identifiziert. Eine zurzeit laufende Untersuchung der Empa wird weitere Informationen über diese Quelle der Kunststoffbelastung liefern.
40-mal mehr Plastik gelangt in den Boden als in die Gewässer
Die Untersuchung der Kunststoffe zeigt, dass die Plastikmenge, die auf und in Böden gelangt, rund 40-mal höher ist als diejenige, die in Gewässer eingetragen wird. Der Grund dafür ist vor allem das Littering – das achtlose Wegwerfen von Abfall – welches insbesondere Böden, aber auch Gewässer mit Makroplastik belastet. Mit der Reinigung des öffentlichen Raumes lässt sich zwar ein Grossteil des Plastiks einsammeln.
Dennoch bleibt ein Teil liegen. Eine weitere erhebliche Quelle von Makroplastik in Böden ist etwa die Verwendung von Plastikfolien in der Landwirtschaft. Zudem gelangt Makroplastik über die Kompostierung organischer Abfälle, die noch Plastik enthalten, auf und in die Böden. Die wichtigsten Quellen von Mikroplastik im Boden sind die Landwirtschaft und die Bauwirtschaft, beispielsweise durch den Zerfall von Folien und Rohrleitungen und bei der Installation und dem Rückbau von Isolationen an Häusern. In geringerem Masse trägt auch die Abfallentsorgung zur Mikroplastikbelastung bei, nämlich durch das Zerkleinern von Kunststoffabfällen für das Recycling.
Die wichtigsten Quellen von Mikroplastik in Gewässern sind das Waschen und Tragen von Kunstfaserkleidern sowie Kosmetika. Gemessen an der modellierten Belastung der Böden sind diese Quellen allerdings gering. Ausserdem filtern effiziente Kläranlagen einen grossen Teil des Mikroplastiks aus dem Abwasser heraus. Eine vor kurzem abgeschlossene Studie der Empa hat gezeigt, dass Mikroplastik in Europa zurzeit keine Gefährdung für Wasserorganismen darstellt.