Secondhand 2.0
Mehr als 70 Prozent der weltweit hergestellten Textilien landen auf der Deponie oder in der Verbrennung. Der typische Lebenslauf von Kleidung beschränkt sich auf Herstellen, Tragen, Waschen, Verbrennen. Das belastet die Umwelt. Zeit also, dass die Kreislaufwirtschaft Einzug in die Textilindustrie hält.
Die Jacke
Nanu? Was soll den dieser Reissverschluss bis über die Stirn? Der ist Teil des Recycling-Konzepts: Der Reissverschluss ist mit Garn eingenäht, das sich in kochendem Wasser auflöst. Durchgehend bis zur Kapuze lässt er sich leichter entfernen als mit einem zweiten Verschluss am Kragen. Die hellgrüne Farbe ist ebenfalls dem Wiederverwertungsprozess geschuldet: Als Rohmaterial dient ein dunkelgrünes Granulat aus unterschiedlichen, aber sortenreinen Textilien. Durch das Aufschmelzen und Ausspinnen für neue Garne wird aus dunkelgrün hellgrün. Knöpfe, Nähte, Säume – alles an der Jacke ist designt, um rezykliert zu werden. Ansonsten ist es eine «normale» Regenjacke aus drei Schichten Polyester, einem Futter mit wasserdampf-durchlässigem Membran innen und einem wasserabweisenden Gewebe aussen.
Der Jacken-Vergleich
Die Empa untersuchte drei Jacken auf ihre Umweltwirkung: eine ohne kreislaufwirtschaftliche Methoden produzierte, die blaue mit einer Polyester-Aussenschicht aus gebrauchten PET-Flaschen und die grüne aus dem weiteren Recycling-Prozess, bei dem eine Jacke aus einer Jacke aus einer Jacke… entsteht. Nur unvermeidliche Materialverluste werden durch neues Polyester ersetzt.
Weniger Luftverschmutzung
In ihrer Lebenszyklus-Analyse betrachtete die Empa eine Gebrauchsdauer von vier Jahren. Die Recycling-Jacken schneiden in elf der untersuchten Umweltrisiken besser ab. Besonders hervor tun sie sich bei der Luftverschmutzung, denn keine Verbrennung bedeutet weniger Schadstoffe. Auch bei der Wasserknappheit punkten sie – vor allem die grüne Jacke, für die nach der ersten Recycling-Schleife keine PET-Flaschen mehr verwendet werden. Die Verwendung von PET-Flaschen ist für die Umweltbilanz wenig entscheidend. Wohingegen die Zahl der Recycling-Schleifen ausschlaggebend ist: Die Bilanz verbessert sich von Jacke zu Jacke.
Bildquelle: Schoeller Textil AG