Sieben auf einen Streich

Naturverbunden und sozial – diese Werte liegen der Familie Küppers-Vestner aus Büsingen am Herzen. Ansonsten will sie ihren sieben Kindern so viel Raum wie möglich geben, um sich frei zu entwickeln.

(v.l.n.r.) Noah (15), Linus (6), Luna (14), Ella (10), Maike (12), Vater Lars (35), Mutter Tanja (43), Greta (2), Malin (4)
(v.l.n.r.) Noah (15), Linus (6), Luna (14), Ella (10), Maike (12), Vater Lars (35), Mutter Tanja (43), Greta (2), Malin (4)

«Für uns fühlen sich sieben Kinder genauso an wie für andere zwei», beschreibt Lars Vestner das Lebensgefühl der Familie aus Büsingen. Für den Vater der drei gemeinsamen Kinder und seine Frau Tanja, welche vier weitere Kinder in die Ehe mitbrachte, ist ihr Nachwuchs das Lebenselixier. Und so stört sich beispielsweise auch niemand daran, wenn eines der Kinder den ganzen Sommer über partout in Gummistiefeln statt Sandalen herumlaufen will oder sich die gesamte Familie morgens in einem Bad drängelt, obwohl es doch zwei gibt. Die Eltern wollen den Kindern bewusst Freiraum geben, sich selbst zu entfalten – ihnen jedoch zugleich soziale Werte wie Hilfsbereitschaft und Anpassungsfähigkeit vermitteln. Entsprechend fassen alle Kinder im Haushalt mit an und verdienen sich damit ihr Sackgeld. Der sechsjährige Linus und Noah, mit 15 der Älteste, helfen darüber hinaus regelmässig beim benachbarten Bauern.

Familie Küppers-Vestner aus Büsingen
Familie Küppers-Vestner aus Büsingen

Bezug zur Natur ist der Familie wichtig

Bewusst haben sich Tanja und Lars dafür entschieden, die Kinder auf eine Rudolf Steiner Schule zu schicken. «Wir möchten, dass sie einen Bezug zur Natur haben», sagt Tanja Küppers-Vestner, deren Mann Lars sich vor Jahren im Bereich Garten- und Gewässerbau selbstständig gemacht hat. Denken, Fühlen und Wollen stehen im Mittelpunkt des pädagogischen Ansatzes, wobei die nächste Rudolf Steiner Schule in dem mit dem öffentlichen Verkehr (ÖV) mehr als eine Stunde entfernten Stockach liegt. Den Weg zur Schule bewältigen die Kinder mit Bus und Bahn selbst. «Wer weniger Kinder hat, fährt sie viel eher mal irgendwo mit dem Auto hin», meint die Mutter. «Bei sieben Kindern geht das gar nicht, da viele Aktivitäten zeitgleich an verschiedenen Orten stattfinden.» Neben dem ÖV ist daher das Velo das Fahrzeug der Wahl. Und wenn die Mutter die Kinder doch mal vom Bahnhof abholt, dann verbindet sie es mit einem Halt beim Detailhändler. «Bei uns gibt es keine Extrafahrten», sagt sie.

Klimafreundliche Holzschnitzelanlage

Nicht nur Fahrten mit dem grossen Neunsitzer der Familie werden umweltfreundlich organisiert. Auch die Heizung sorgt seit 2012 CO2-neutral mit Holzschnitzeln für Wärme. Seine Arbeit mit Bäumen und Sträuchern hatte Lars Vestner auf die Idee gebracht, dass sich die Holzabfälle auch gut zum Heizen eignen würden. In Eigenleistung hat der Familienvater den Silo vor dem Haus ausgehoben – und verbrennt in seiner Holzschnitzelanlage nun Holz aus der Region. Nur im Sommer muss die Familie ihr Warmwasser mit Strom erhitzen. Um zusätzliche Waschgänge zu sparen, hat die Familie zudem erst kürzlich eine Acht-Kilo-Waschmaschine, mit Zusatzfunktion für Kleinmengen, und einen Neun-Kilo-Tumbler angeschafft. Und in der frisch renovierten Küche steht ein grosser Kühlschrank mit der höchsten Energieeffizienzklasse. «Wir achten in vielen Bereichen auf den Stromverbrauch», erzählt die Mutter. So gibt es im ganzen Haus Steckerleisten mit Standby-Schaltern, und für die Handys der beiden älteren Kinder hat sie extra ein Ladegerät angeschafft, das man nicht aus der Steckdose ziehen muss, sondern einfach mit einem Schalter ausschalten kann. So denken selbst Teenager daran.

Gesundes und feines Essen ist Luxus

Der grösste Luxus für die Neun-Personen-Familie ist, nicht am Essen zu sparen. So gibt es Milch und Eier vom Bauernhof nebenan, die 14-jährige Luna hat einen Kräuter- und Gemüsegarten angelegt, Mutter Tanja kocht Marmeladen und backt Kuchen und Vater Lars grillt gerne für alle. Auch ein eigenes Zimmer für jedes Kind muss drin sein. Damit auch die jüngsten beiden sich nicht mehr länger eines teilen müssen, ist das nächste Familienprojekt, den Keller des Hauses auszubauen. Einzig Urlaubsreisen sind für eine so grosse Familie nicht nur eine Frage des Geldes, sondern auch des Platzes. «Wir gehen dann halt auf Almhütten oder in Ferienhäuser», sagt Tanja Küppers-Vestner ganz pragmatisch. Dass eine Grossfamilie zu gross sein könnte, ist bei der Familie nie ein Thema.

Inken De Wit

Spartipps von Grossfamilien

Energiesparend mobil: Vor der Fahrt mit dem Auto überlegen, ob sich mehrere Erledigungen miteinander verbinden lassen, zum Beispiel die Heimfahrt von der Arbeit mit einem Einkauf, oder ob es sich lohnt, für kurze Strecken auf das Velo umzusteigen. Zudem sind auch Fahr­gemeinschaften zur Arbeit mit Kollegen sinnvoll. Das spart Benzin, Geld und oft auch Zeit – und ist besser für die Umwelt.