So funktioniert induktives Laden
17. Februar 2022 – Beim Smartphone ist es bereits Stand der Technik: Einfach das Gerät auf die gekennzeichnete Fläche legen und schon wird der Akku durch Induktion mit Strom versorgt. Elektroautos könnten dank dieser Technik ganz einfach am Strassenrand parkiert und ihre Batterien über ein elektromagnetisches Feld im Boden geladen werden. Kein Kabel müsste gespannt, keine Ladesäule installiert werden. Taxis würden so während der Wartezeiten an Bahnhöfen und Flughäfen elektrische Energie für die nächsten Fahrten aufnehmen. Busse erhielten den Strom für ihre nächste Tour an den Endstationen. Sogar das Aufladen während der Fahrt auf einer dafür vorgesehenen Spur ist denkbar.
Die Lösung: elektromagnetische Wellen
Das Prinzip der Induktion basiert auf elektromagnetischen Wellen. Durch eine Kupferspule, die im Boden eingelassen ist und als Sender fungiert, fliesst Wechselstrom. Da dieser mehrere hunderttausend Mal pro Sekunde seine Richtung ändert, wird in der Spule ein sich ständig umkehrendes Magnetfeld erzeugt. Gerät nun eine zweite Kupferspule in dieses hin und her schwingende Magnetfeld, wird Wechselstrom induziert, der – in Gleichstrom umgewandelt – den Akku auflädt.
Offene Fragen
Die Technologie steckt allerdings noch in den Kinderschuhen. In Tel Aviv wurde 2017 die erste Teststrecke für induktives Laden eröffnet. Andernorts laufen ähnliche Projekte. Die Vorteile sind unbestritten: Induktion wäre platzsparend und effizient. Wäre das Laden während der Fahrt möglich, brauchte es kleinere Batterien – weniger Ressourcenabbau, leichtere und damit effizientere E-Fahrzeuge. Bis es soweit ist, müssen noch einige Fragen beantwortet werden: Ist die Technologie flächendeckend umsetz- und finanzierbar? Beeinträchtigt sie die Gesundheit? Und wie werden die Stromzufuhr zur Strasse und die Bezahlung gelöst? Das Thema beschäftigt auch den Schweizer Zementhersteller Holcim: Gemeinsam mit dem deutschen Start-up Magment tüftelt er an einem magnetisierten Strassenbelag. In Deutschland hat das Bundesministerium für Digitales und Verkehr letztes Jahr 1,9 Millionen Euro für das Forschungsprojekt «eCharge» gesprochen. Dabei sollen Induktionsmodule in den Asphalt eingebaut werden.
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