Unsere Aufgabe ist die Gestaltung der Zukunft

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Seit nunmehr zehn Jahren leitet Thomas Fischer EKS. Eine so ­massgeblich von Krisen und Umbrüchen geprägte Zeit musste vor ihm kaum jemand bewältigen. Im Interview wollen wir wissen, wie er persönlich und das Unternehmen mit den vielfältigen ­Herausforderungen umgehen.

Herr Fischer, das Thema Energieversorgung ist in den Medien allgegenwärtig. Was sind aus Ihrer Sicht die grössten Herausforderungen?
Lange Zeit war die Rundum-Versorgung mit kostengünstiger Energie selbstverständlich. Kaum jemand hat sich über die Verfügbarkeit oder den Preis von Energie Gedanken gemacht. Das hat sich inzwischen fundamental geändert.

Diese neue Lage zu verstehen und zu akzeptieren, ist eine grosse Herausforderung – für die Bevölkerung und die Politik, aber auch für uns als Energieunternehmen. Hinzu kommt die Komplexität der Situation. Es ist die Kumulation von vielen Einzelereignissen in kurzer Abfolge, welche die Energieversorgung belastet: Zunächst Corona, dann der Krieg in der Ukraine. Hinzu kommen Extremwetterereignisse mit zu wenig oder zu viel Wasser, ausserplanmässige Wartungen von Kernkraftwerken, der steigende Strombedarf durch E-Mobilität und Wärmepumpen. Die Liste ist lang.

Die Umstände lassen sich nicht mehr rückgängig machen. Stattdessen gilt es, den Schaden und die Belastung für alle zu begrenzen. Dazu müssen wir oft unter Zeitdruck die richtigen Entscheidungen treffen.

Die Menschen beschäftigen vor allem die steigenden Preise. Diese sind, wenn ich Sie richtig verstehe, nicht allein dem Krieg geschuldet?
Der Krieg in der Ukraine hat sicherlich einen gewissen Einfluss auf die momentane Preissituation. Jedoch sind die preisbestimmenden Faktoren vielfältiger und komplexer. Gesamteuropäische Entscheidungen und die Systemumstellung in Verbindung mit der Energiewende spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Dazu müssen wir die Netzinfrastruktur in Europa und in der Schweiz für die neuen Herausforderungen fit machen. Das braucht Zeit und kostet Geld – Geld, das zunächst verdient werden muss, um den Ausbau finanzieren zu können. Langfristig müssen wir auch die Speicherung von Energie bewältigen. Hier gibt es grosse wissenschaftliche und wirtschaftliche Herausforderungen, für die wir zeitgleich Lösungen finden müssen.

Kommunikation und eine offene Gesprächskultur sind wichtig – gerade in schwierigen Zeiten. Thomas Fischer sagt: «Wir müssen alle einbinden und informieren.»

Welchen Beitrag leistet EKS zur Energiewende – wo sind Sie besonders gefordert?
Die Umsetzung der Energiewende darf die Menschen nicht abhängen. Wir müssen alle einbinden und informieren. Zudem müssen wir realistische Ziele formulieren, die auch finanzierbar sind. Für uns als Energieversorger, aber natürlich auch für die Bürgerinnen und Bürger, welche die Last der steigenden Strompreise zu schultern haben.

EKS verfolgt beim Stromeinkauf eine wertkonservative und langfristige Beschaffungsstrategie, mit der wir bisher grosse Preissprünge weitgehend abfedern konnten. Diese Strategie werden wir weiterverfolgen.

Natürlich kommen auch wir nicht um Investitionen herum. Das heisst, wir müssen beispielsweise intelligente Stromzähler ins­tallieren, um die gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen. Auch gilt es, die gesamte Netzinfrastruktur auf die Integration der neuen erneuerbaren Energien vorzubereiten – was für uns hohe Investitionen bedeutet. Täten wir das nicht, würde dies jedoch die Energiewende verzögern.

Zudem erweitern wir stetig unseren Kraftwerkspark mit PV-Anlagen. Dazu nutzen wir in der Schweiz zu 99 % Industriedächer, da Freiflächenanlagen hierzulande nur unter sehr hohen Auflagen realisiert werden können.

Was unterscheidet die Situation in der Schweiz von Deutschland?
Der wesentliche Unterschied ist aktuell die in Deutschland stark steigende Nachfrage nach grossen Freiflächen-PV-Anlagen. Ansonsten unterscheiden sich unsere Netzgebiete in der Schweiz und in Deutschland abgesehen von verschiedenen regulatorischen Auflagen – wie etwa der Strompreisbremse – kaum. Generell betreiben wir in unserem Versorgungsgebiet ein Landnetz. Anders als Stadtwerke, die in der Regel einen engen Raum versorgen müssen, haben wir es beidseits der Grenze mit langen Strecken über Land zu tun.

Was tun Sie, um Ihre Mitarbeitenden in dieser Zeit zu unterstützen?
Das ist in der Tat ein wesentlicher Punkt. Gute Mitarbeitende zu finden und zu halten, ist eine unserer zentralen Herausforderungen. Wir befinden uns auch hier in einer Umbruchphase. Viele langjährige Mitarbeitende nähern sich dem Pensionsalter. Wir versuchen deshalb bewusst, uns den Lebensvorstellungen der jüngeren Generation anzunähern und ihre Bedürfnisse besser zu verstehen. Unsere Arbeitswelt wird sich verändern, was sich auch auf unserem neuen Jobportal widerspiegelt.

Auch sonst unternehmen wir viel für das Wohlbefinden unserer Mitarbeitenden: EKS hat ein betriebliches Gesundheitsmanagement eingeführt und unterstützt Mitarbeitende beim Umgang mit Konflikten. Zudem bieten wir ehemaligen Mitarbeitenden an, nach der Pensionierung im Rahmen von Projektarbeiten weiter bei uns tätig zu sein. Wir organisieren zudem regelmässig Apéros oder kleinere Events für die gesamte Belegschaft. Der persönliche Kontakt liegt uns am Herzen.

Sie sind seit September 2013 bei EKS. Wenn Sie zurückblicken, welche Zeit war bislang am herausforderndsten?
Jede Zeit hat ihre Herausforderungen. Das kenne ich nicht anders. Man muss sich darauf einstellen, dass Berechenbarkeit der Vergangenheit angehört. Erfreulicherweise sind wir ein kleines, gut eingespieltes Team mit kurzen Entscheidungswegen. Die Pandemie hat uns schon stark gefordert, doch sind wir in dieser Zeit auch stärker zusammengewachsen und haben im Team sehr vorausschauend agiert. Darauf können wir jetzt weiter aufbauen.

Haben Sie persönlich je mit dem Szenario von heute gerechnet?
Diese Frage stelle ich mir in dem Sinn nicht. Wichtig ist in einer solchen Situation, Informationen zu sammeln, gut zu analysieren und so die Grundlage für die nächsten Entscheidungen zu entwickeln. In meinem bisherigen Berufsleben durfte ich schon einige Erfahrungen im Umgang mit Krisen sammeln – davon profitiere ich jetzt. So habe ich gelernt, dass man in Krisen gut beraten ist, nach den positiven Dingen zu suchen und diese beherzt umzusetzen. Vor Angst zu erstarren, hilft nichts.

Was glauben Sie, welche besonderen Herausforderungen uns in der Zukunft noch erwarten werden?
Das ist schwierig vorherzusagen. Wir werden sicherlich mehr Strom benötigen und regeln müssen, woher dieser kommt und wie die Energie verteilt oder gespeichert wird. Auch wird der sichere Zugang zu bezahlbarer Energie in Zukunft ein wichtiger Standortfaktor für Unternehmen werden. Vor allem Firmen mit einem hohen Energiebedarf müssen sich künftig genau überlegen, wo sie sich niederlassen. Das Thema Energie wird in den Risikoanalysen grosser Unternehmen zukünftig einen Spitzenplatz einnehmen.

Inken De Wit