Vom Handelsweg zum Ausflugsziel
Einst diente der Rhein als Handelsweg und begründete den Reichtum der Stadt Schaffhausen. Heute kommen vor allem Menschen, um die schöne Flusslandschaft zu entdecken. Ob Freizeit oder Fracht – stets braucht es erfahrene Schiffsführer, um sicher durch den Fluss zu navigieren.
«Die Strömung des Rheins ist eine enorme Kraft, der man Respekt zollen muss», betont Matti Betz. «Es erfordert Erfahrung und Können, um sicher zu navigieren.» Betz ist Schiffsführer, wie die Kapitäne auf dem Rhein genannt werden, bei der Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh). Seit nunmehr fünf Jahren steuert er die bis zu 50 Meter langen Boote der Schaffhauser Schifffahrtsgesellschaft durch den Rhein.
Mehrjährige Kapitänsausbildung
Die Ausbildung zum Schiffsführer dauert mehrere Jahre und umfasst verschiedene Positionen an Bord – angefangen beim Matrosen, über den Kassierer bis hin zum Maschinisten und schliesslich zum Schiffsführer. Der Matrose und der Kassierer sind unter anderem für das An- und Ablegen und die Gangway für die Passagiere zuständig. Der Maschinist wiederum ist gewissermassen als zweiter Mann direkt unter dem Schiffsführer für den reibungslosen Betrieb der Maschinen verantwortlich. Er überwacht und wartet zum Beispiel Motoren und Pumpen und arbeitet eng mit dem Schiffsführer zusammen.
Um schliesslich ein Schiff führen zu dürfen, gilt es eine Prüfung zu bestehen, bevor man das Schiffsführer-Patent vom Bundesamt für Verkehr erhält. Das Patent ist eine offizielle Lizenz.
2345
Meter über Meer entspringt der Rhein im Kanton Graubünden
1230
Kilometer lang
884
Kilometer zwischen Basel und der Nordsee sind schiffbar
23
Meter hoch ist der Rheinfall
Starke Strömung
Auch wenn der Rhein vom Ufer aus oft nur gemächlich dahinzufliessen scheint, bringt die Geografie etliche Herausforderungen mit sich. So variiert die Stärke der Strömung je nach Hoch- oder Niedrigwasserstand. «Bei höheren Wasserständen drückt das Wasser viel stärker», erläutert Betz. Wenden auf dem Fluss oder die Durchfahrt unter den Rheinbrücken sind dann deutlich anspruchsvoller. Auch macht es einen grossen Unterschied, ob man den Rhein aufwärts oder abwärts fährt. Von Schaffhausen Richtung Bodensee erreichen die Schiffe eine Höchstgeschwindigkeit von 10 km/h, flussabwärts sind sie doppelt so schnell unterwegs.
Hinzu kommt, dass der Rhein beziehungsweise Hochrhein, wie der Fluss zwischen Bodensee und Basel korrekt heisst, naturbelassen ist. Es gibt weder Schleusen noch wurde das Ufer begradigt oder der Flusslauf sonstwie verändert. Infolge steht den Schiffen nur eine schmale Fahrrinne zur Verfügung. «Die lebendige Tierwelt entlang des Gewässers erfordert eine rücksichtsvolle Fahrweise, um die sensiblen Lebensräume und Naturschutzgebiete zu schützen.» Die Flotte der URh besteht aus sechs Schiffen, die maximal eine Länge von etwa 50 Metern haben. «Unsere Schiffe sind optimal auf die Bedürfnisse des Rheins zugeschnitten.» Reparatur und Wartung werden in der unternehmenseigenen Werft in Langwiesen durchgeführt.
Rheinschifffahrt im Wandel
Diente der Fluss über Jahrhunderte als bedeutende Handelsroute, auf der Waren wie Salz, Äpfel und Vieh transportiert wurden, wird er heute nur noch touristisch genutzt. Eine wichtige Rolle spielte und spielt dabei der Rheinfall. Was heutzutage eine Touristenattraktion ist, war historisch gesehen eine natürliche Barriere für den Handel. «Sämtliche Waren, die auf dem Fluss transportiert wurden, mussten in Schaffhausen ab- und wieder aufgeladen werden», erzählt Betz. So wurde die Stadt zu einem wichtigen Umschlagplatz für Waren. Darüber hinaus diente die Wasserkraft des Rheinfalls dazu, Mühlen und später auch Fabriken anzutreiben, was zur Industrialisierung und wirtschaftlichen Entwicklung der Region beitrug.
Im 19. Jahrhundert löste die Eisenbahn den Warentransport auf dem Rhein ab. Was blieb, waren die Ausflugsfahrten. «Bereits 1864 wurde der Vorgänger der heutigen URh gegründet», so Betz. Seitdem verkehren Ausflugsschiffe zwischen Schaffhausen und Kreuzlingen bei Konstanz.
Zu den Höhepunkten zählen der Munot, Stein am Rhein und die Klosterinsel Reichenau. Die UNESCO-Welterbestätte feiert 2024 ihr 1 300-jähriges Bestehen. «Vom Wasser aus kann man die Schönheit der Region neu entdecken», sagt Betz.
Inken De Wit
Rotterdam
Der Rhein teilt sich kurz nach der deutsch-niederländischen Grenze und bildet zusammen mit der Maas das Rheindelta, bevor der Strom nahe Rotterdam endgültig in der Nordsee mündet.
Loreley
Laut der berühmten Ballade von Clemens Brentano ist Loreley eine schöne Zauberin, die auf einem Felsen bei Sankt Goarshausen sitzt, und Männern das Verderben bringt.
Schifffahrt
Der Rhein ist die verkehrsreichste Wasserstrasse der Welt. Vor allem die Chemieindustrie nutzt den Wasserweg. Für grosse Boote schiffbar ist der Rhein vom Delta bis nach Basel.
Schaffhausen
Der Rheinfall bei Schaffhausen gehört zu den grössten Wasserfällen Europas und gilt als die beliebteste Touristen-Attraktion der Schweiz.
Köln
Mit rund 1 Million Einwohnern ist Köln die grösste Stadt am Rhein. Schon die Römer siedelten hier. Ihr Wahrzeichen ist der prächtige gotische Dom.
Basel
In Basel, der ersten Grossstadt und grössten Schweizer Stadt entlang des Rheins, endet der Hochrhein und beginnt der Oberrhein.