Warum nicht ein gebrauchtes Elektroauto?
11. Juli 2024 – Kaufen oder noch warten? Viele, die auf ein Elektroauto umsteigen wollen, stellen sich derzeit diese Frage. Viele Halterinnen und Halter sprechen sich wegen der oft vergleichsweise hohen Anschaffungspreise gegen ein E-Auto aus. Aber muss es immer ein Neuwagen sein? Wer beim Kaufpreis sparen möchte, profitiert inzwischen von einem wachsenden Occasionsmarkt. Im April 2024 waren gemäss einer Statistik von Swiss eMobility 18’854 gebrauchte Elektroautos inseriert – mehr als doppelt so viele wie noch im April 2021. Beim Kauf sind jedoch einige Aspekte zu beachten:
Ist der Akku noch in Schuss?
Die Batterie ist das Herzstück eines jeden Elektroautos. Daher gilt die Devise: ganz genau hinsehen. Wie bei einem Smartphone lässt die Akkuleistung mit der Zahl der Ladezyklen nach. Fahrzeuge mit 100’000 Kilometern auf dem Tacho erreichen im Schnitt aber immer noch rund 83 Prozent ihrer ursprünglichen Leistungsfähigkeit. Entscheidend sind nicht nur die gefahrenen Kilometer, sondern auch die Anzahl Ladezyklen. Fahrzeuge mit tieferer Reichweite müssen häufiger geladen werden – und je häufiger geladen werden muss, umso mehr nutzt sich die Batterie ab. Der TCS empfiehlt folgende Formel, um den Zustand des Akkus zu beurteilen: Gesamtkilometer geteilt durch Reichweite. Das Ergebnis – die Anzahl der theoretischen Ladezyklen – sollte deutlich unter 1000 liegen, denn Lithium-Ionen-Batterien haben eine Lebenserwartung von 1000 bis 1500 Ladezyklen. Wie gut der Akku eines Gebrauchtwagens ist, lässt sich auch mit einem Batterietest prüfen. Die Occasionswagen-Händlerin AMAG zum Beispiel macht einen sogenannten Health-Check, bei dem sie mit einem Diagnosegeräte den Zustand der Batterie Zelle für Zelle genau prüft.
Genügt die Reichweite?
Gerade ältere E-Autos verfügen teilweise nicht über die Batteriekapazität heutiger Modelle. Entsprechend geringer ist die Reichweite. Kurze Pendelstrecken funktionieren auch mit einem Fahrzeug der ersten Batteriegeneration. Für längere Routen mit 100 oder mehr Kilometern braucht es einen Wagen mit höherer Akkukapazität. Wer häufiger auf Autobahnen unterwegs ist, fährt gut damit, wenn das Fahrzeug bei einem Stromverbrauch von 20 Kilowattstunden (kWh) auf 100 Kilometer eine Batterie mit 40 kWh an Bord hat. Sonst trüben häufige Stopps an der Ladesäule die Freude am neuen Gebrauchten schnell wieder ein.
Stimmt die Ladeleistung?
Fahrzeuge mit Wechselstrom-Ladetechnik und einer Leistung zwischen 11 und 22 Kilowatt (kW) benötigen zwei bis vier Stunden, bis der Akku voll ist. Bei Gleichstrom und 50 kW oder mehr dauert das Laden nur eine halbe bis eine ganze Stunde.
Sind Reifen und Bremsen okay?
Ein Elektroflitzer beschleunigt schneller und ist aufgrund der Batterie oft schwerer als ein Benziner. Die Reifen müssen daher mehr leisten. Deshalb unbedingt auf ausreichend Profiltiefe achten. Auch ein genauer Blick auf den Zustand der Bremsen lohnt sich: Durch die Energierückgewinnung beim Bremsvorgang, die Rekuperation, werden sie seltener genutzt, setzen also eher Rost an.
Ist der Service dokumentiert?
Selbst wenn alles augenscheinlich passt: Auf ein gut geführtes Serviceheft sollte man nicht verzichten. Ohne Nachweis über Wartungen oder Akkuchecks kann es später schwer werden, Garantieansprüche durchzusetzen. Besonders die Garantie auf die Batterie sollte klar sein. Die meisten Hersteller geben acht Jahre oder 160’000 Kilometer Garantie auf den Akku.
Fazit
Wenn Käuferinnen und Käufer auf alle genannten Aspekte achten, kann sich die Anschaffung eines gebrauchten E-Autos durchaus lohnen – vor allem mit Blick auf die Kosten, den Nutzen fürs Klima und die gewachsene Modellvielfalt.