Einweihung Trockenmauer in Buchberg

Als Beitrag zur Artenvielfalt baute der Turdus Vogel- und Naturschutzverein mit finanzieller Unterstützung der EKS AG eine Trockenmauer. Dank einem persönlichen Kontakt zwischen einem Vorstandsmitglied und Markus Simmler ist in Buchberg ein Standort für das Projekt gefunden worden. Markus Simmler ist Landwirt, Rebbauer und Betreiber der Besenbeiz Lindenhof. Am obersten Rand seines Rebbergs mit einer wunderbaren Aussicht auf den Rhein, wurde der Standort der neuen Mauer bestimmt.

Die Idee war es, die Mauer im Rahmen eines Trockenmauerkurses zu bauen. Bereits mehrere solche Kurse hat der Turdus zusammen mit dem erfahrenen Kursleiter Mario Mastel durchgeführt. Im November 2014 fand dann unter seiner Leitung die erste Kurswoche mit 12 TeilnehmerInnen aus Gartenbau, Naturschutz, Forst und privaten Interessierten statt. Die Mauer wurde zu einem Drittel erstellt. In einem zweiten Kurs im März 2015 wurde ein weiteres Drittel gebaut. Diesmal nahmen am Kurs 7 Personen teil. Im Auftragsverhältnis baute Mario Mastel zusammen mit zwei weiteren Landschaftsgärtnern die Mauer im April 2015 fertig. Nach Abschluss der Bauarbeiten erfolgte die fachgerechte Bepflanzung der unmittelbaren Umgebung durch das Kantonale Naturschutzamt Schaffhausen.

Die Finanzierung
Die gesamten Kosten für die Trockenmauer belaufen sich auf Fr. 45'000.--. Dank dem langjährigen Sponsoring der EKS AG konnte der Turdus den grösseren Teil der Kosten übernehmen. Der andere Teil wurde vom Kantonalen Naturschutzamt übernommen.

Die Mauer
Das eindrückliche Bauwerk ist 40 m lang und bis zu zwei Meter hoch. Die 120 Tonnen Kalkstein wurden ausschliesslich von Hand verbaut. Lediglich der Aushub erfolgte maschinell. Die Mauer Stützt die Böschung und stellt eine wertvolle Struktur für die Natur dar. In der Mitte der Mauer wurde eine Treppe eingebaut für einen verbesserten Zugang zu den Reben. An zwei Stellen wurde ein Nistkasten für Wiedehopfe in die Mauer eingebaut. Der Wiedehopf nimmt solche Nistkästen gemäss einem Projekt des Birdlife Schweiz sehr gut an. In dieser Gegend sind jedoch keine bisherigen Bruten des Wiedehopfes bekannt. Die Chancen einer Brut sind gering, dennoch wollte man die Gelegenheit nutzen und die Voraussetzung dafür schaffen.

Trockenmauern werden ‚trocken‘ gebaut. Man will damit ausdrücken, dass kein feuchter Mörtel verwendet wird, um die Mauersteine miteinander zu verfestigen. Sie halten durch eine spezielle Technik der Steinschichtung. Um eine kompakte Mauer zu bauen, müssen die Steinblöcke gespalten und behauen werden. Das erfordert Übung mit Hammer und Meissel. Dazu kommen ein paar Regeln, wie man die Blöcke aufeinanderlegt. Sind die Mauersteine schlecht überbunden, entstehen Durchlauf- und Kreuzfugen, welche die Stabilität der Mauer vor allem gegen Hangdruck herabsetzen. Die Mauer besteht eigentlich aus zwei parallelen Mauern die jeweils in regelmässigen Abständen mit Bindern verbunden werden. Die Zwischenräume werden mit Steinen aufgefüllt. So erhält die Mauer die grösstmögliche Stabilität.

Der Lebensraum
Neu errichtete Trockenmauern locken bald verschiedene Insekten an. Die Nischen bieten Schutz und bei Sonnen schein Wärme. An den Steinunterseiten können Spinnen, Raupen und Wespen ihre Kokons regengeschützt anbringen. Mit den Jahren beginnt das Gestein zu verwittern. Auf den Steinen siedeln sich Flechten und Moospolster an. Sie bilden eine Lebensgrundlage für weitere Insekten. Nach vielen Jahrzehnten ist die organische Schicht soweit gediehen, dass Farne darin keimen. Eine Trockenmauer kann mit der Zeit ergrünen und eine typische Felsenvegetation beherbergen. Auf Flechten und Moospolstern siedeln sich Mauerrauten an.  Farne wie Mauerraute oder Blütenpflanzen wie Mauerpfeffer machen aus der Trockenmauer ein lebendiges Bauwerk.

Auch für grössere Tiere wie die Zauneidechse kann die Trockenmauer ein Zuhause bieten. Die Eidechsen, wie auch verschiedene Vogelarten profitieren von einem guten Nahrungsangebot. Strukturierte Rebberge bilden ein wichtiges Biotop für einige seltene Vogelarten. Dorngrasmücke, Wendehals, Hänfling und Zaunammer können in gut strukturierten Rebbergen beobachtet werden. Hier in Buchberg fehlen diese Arten zwar noch. Jedoch werden im Rahmen eines Vernetzungsprojektes in Buchberg laufend weitere Massnahmen zur Förderung der Artenvielfalt umgesetzt. Kürzlich wurden ebenfalls von den Landwirten in Zusammenarbeit mit dem Turdus diverse Nistkästen für Wendehals und Gartenrotschwanz angebracht. Vorerst finden sich Arten wie die Goldammer oder der Grünspecht rund um den Lindenhof. Wir hoffen natürlich, dass sich bald Dorngrasmücke und Wendehals dazugesellen. Und wer weiss, vielleicht ertönt irgendwann das Upupup eines Wiedehopfs aus dem Rebberg bei Markus Simmler.

Kontakt für weitere Informationen
Pascal Parodi
Turdus Vogel- und Naturschutzverein Schaffhausen
Kometsträsschen 26a
8200 Schaffhausen
info@turdus.ch
T +4179 284 80 68
www.turdus.ch

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