Vor gut 20 Jahren holte die Familie Brütsch die Kürbiskernölproduktion in die Schweiz nach Schaffhausen. Ihr innovativer und nachhaltiger Ansatz hat sich bewährt. Heute verkaufen sie jährlich 7000 Liter Öl, feine Knabberkerne und Backzutaten. Alles aus Kürbiskernen.

Alles fing an mit einer Katastrophe. 1998 bedrohte die Tierseuche BSE, auch Rinderwahn genannt, die Viehwirtschaft in der Schweiz. Ein weiteres Standbein für den Hof sollte her. «Die Eltern meines Mannes haben verschiedene Möglichkeiten recherchiert und sich dann für den Anbau von Kürbissen entschieden», ­erzählt Rahel Brütsch. Das Klima eignet sich für Kürbisse. Sie benötigen wenig Wasser. Zudem gab es damals keinen einzigen Betrieb in der Schweiz, der diese ursprünglich aus Amerika stammende Pflanze für die Ölgewinnung anbaute.

Gemeinsam mit zwei anderen Höfen aus der Region starteten sie. 2003 haben Rahel Brütsch und ihr Mann Christoph gemeinsam mit seinem Bruder Rafael sowie den Schwiegereltern, Lydia und Jakob Brütsch, die Brütsch erdverbunden GmbH gegründet, die offiziell für Anbau und Verarbeitung der Kürbisse und die Ölproduktion zuständig ist. Weitere Höfe sind heute Zulieferer, wobei ihre Anzahl inzwischen auf 40 Ostschweizer Betriebe angewachsen ist.

Ölpresse stammt aus der Steiermark

Alles über Anbau und Nutzung der Ölkürbisse hat die Familie Brütsch in der österreichischen Steiermark gelernt. Dort werden diese besonderen Kürbisse bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts angebaut. «Anders als bei anderen Kürbissorten haben die Kerne der Ölkürbisse keine schützende Schale», erklärt Rahel Brütsch. Das bedeutet, sie müssen nicht geschält, sondern können direkt aus dem Fruchtfleisch rausgelöst, gewaschen und dann nach dem Trocknen verarbeitet werden. Bevor das feine Kürbisöl aus den Kernen gepresst werden kann, müssen sie gemahlen und geröstet werden. «Das Rösten braucht viel Gefühl.» Einmal zulange geröstet, schmecken sie bitter.

Die gesamte Familie Brütsch hat daher das Rösten vor vier Jahren extra in der Steiermark erlernt. Bis 2017 hat sie ihre Kerne in der Westschweiz in einer Mühle für Nusskernöl verarbeiten lassen. Doch war diese Lösung nicht ideal, weil das Kernölpressen ein anderes Verfahren ist. Die Qualität war nicht optimal. Der Ertrag nicht so hoch, wie er mit einer speziellen Kürbiskernölmühle sein könnte.

2017 hat die Familie dann endlich ihre eigene Ölmühle, die erste und bisher einzige in der Schweiz, aus der Steiermark geholt und in einem eigens dafür aus regionalem Buchenholz errichteten Gebäude auf dem Griesbachhof bei Schaffhausen aufgestellt. Bis zu 7000 Liter Kürbiskernöl produzieren sie hier im Jahr.

Geerntet wird zwar nur im Herbst, doch verarbeitet werden die Kerne rund ums Jahr. So empfängt die Familie Brütsch auch regelmässig Gäste zu Führungen, und die gelernte Köchin Rahel Brütsch hat ein kleines Kochbuch mit schmackhaften Kürbiskernölrezepten entwickelt – zur Inspiration und zum Nachkochen.

Inken De Wit