Die Kompromissbereite

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Bildcredit: C. Ullmann

Zur Person

Name: Corinne Ullmann
Funktion: Stadtpräsidentin Stein am Rhein, Kantonsrätin
Partei: SVP
Wohnort: Stein am Rhein
Alter: 56 Jahre
Website

Sicher, autark und schadstoffarm, so wünscht sich Corinne Ullmann die Energieversorgung der Schweiz. Privat stellt sie ihre Heizung daher gerade von Gas auf Erdsonde um. Politisch wiederum setzt sich die Steiner Stadtpräsidentin für eine schrittweise Energiewende ein.

Was antworten Sie spontan auf die Frage «Energie heisst für mich …»?
Corinne Ullmann: … mit voller Kraft und Freude ­arbeiten zu können. Am frühen Morgen aufzuwachen, sich auf den Tag zu freuen und das gute Gefühl zu haben, dass ich die Herausforderungen des Tages meistern kann.

Hat das Thema Energie im vergangenen Jahr an Bedeutung für Sie gewonnen?
Eindeutig, ja. Vor allem wegen des drohenden Energiemangels. Tagtäglich wird man damit konfrontiert, dass wir, wenn wir den Energieverbrauch nicht drastisch senken, im Winter frieren müssen, dass Produktionen unter Umständen – so kurz nach der Pandemie – erneut stillgelegt werden müssen und wir auf eine nächste Wirtschaftskrise zusteuern. Das belastet mich und ich habe relativ schnell privat und beruflich Massnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs ergriffen. Ich möchte auch testen, wie weit ich persönlich gehen kann und ab wann es für mich deutlich negativ oder gar unerträglich wird.

Welche Energiezukunft wünschen Sie sich für die Schweiz?
Für mich stehen die Energiesicherheit der Schweiz und die Unabhängigkeit vom Ausland an erster Stelle. Wichtig ist mir, dass wir die Massnahmen zur Umstellung der Energieproduktion auf schadstoffärmere Quellen und die Senkung des Gesamtverbrauchs gesamtheitlich betrachten. Es braucht Anreize zum Energiesparen. Und Wasserkraftwerke, Photovoltaikanlagen sowie Windräder müssen wir so umsetzen, dass wir die Natur nicht zu stark verbauen. Bisherige Energieträger sollten wir daher schrittweise zurückfahren, während wir an neuen Technologien arbeiten. Dafür braucht es Kompromisse, und wir sollten uns von absoluten Ideen, wie «Kernkraftwerke sind des Teufels und dürfen nicht mehr gebaut werden» trennen. Damit wir ­unsere Energieversorgung für die Zukunft sichern können, ist es notwendig, alle Möglichkeiten zu prüfen und auszuschöpfen. Zumal wir nicht vergessen dürfen, dass die Bevölkerung weiter wächst und dass E-Mobilität, elektronische Arbeits- und Unterhaltungsgeräte und nichtfossile Heizungen vermehrt Strom brauchen. Trotz dieser Herausforderungen hoffe ich, dass es ­gelingt, unsere CO2-Produktion weltweit deutlich zu verringern.

Was tun Sie, damit dieser Wunsch Wirklichkeit wird?
Der Stadtrat von Stein am Rhein hat Energieleitsätze verabschiedet, um die Versorgung der Bevölkerung mit CO2-neutraler Wärme und erneuerbarem Strom zu verbessern. Aktuell erarbeiten wir einen Massnahmenplan bis zum Jahr 2030. Da geht es um Themen wie die Erweiterung des Fernwärmenetzes im Altstadtbereich oder die Umstellung der Strassenbeleuchtung auf LED.

Wie gehen Sie privat mit Energie um?
Wir haben im Haus alle Lichtquellen und einige stromfressende Geräte durch energiesparende Alternativen ersetzt. Im vergangenen Winter haben wir zudem die Raumtemperatur reduziert. Und wir sind dabei, unsere Heizung von Gas auf Erdsonde umzustellen und mit einer Photovoltaikanlage zu ergänzen. Unterwegs nutzen wir vermehrt das E-Bike, und wir haben Hybrid-Fahrzeuge angeschafft.

Zum Abschluss die Frage: Wie laden Sie Ihre persönlichen Batterien wieder auf?
Zuhause mit Schlafen und in der Natur auf dem Golfplatz, beim Skifahren oder beim Wandern. Auch meine Familie, unsere Katzen und das Zusammensein mit guten Freunden sind wunderbare Energiequellen.