Glasmacher aus Leidenschaft

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Wolfgang Mengon ist Glasmacher aus Leidenschaft. In seiner Schauglashütte in Hallau zeigt er, wie aus Siliciumdioxid und Hitze wunderschöne Kunstwerke entstehen, und erklärt, wie wichtig Glas für unsere moderne Welt ist.

«Glas ist überall», sagt Glasmacher Wolfgang Mengon. Ob Weinglas, Fensterscheibe, Handydisplay oder Glasfaserkabel: «Wir sind von Glas umgeben und nehmen das meist gar nicht wahr.» Mit seiner Schauglashütte möchte Wolfgang Mengon das Augenmerk wieder auf die zerbrechliche Schönheit und die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Glas lenken. Schliesslich, so erklärt er, seien Erfindungen wie das Thermometer, das Mikroskop oder die Entdeckung des Vakuums nur mit Glas möglich gewesen.

Die Besucherinnen und Besucher seiner Glashütte in Hallau überzeugt er dabei nicht nur mit seinem Fachwissen über den Werkstoff Glas, sondern vor allem mit seiner Begeisterung. Unumwunden gibt er zu: «Glas ist mein Lebensinhalt, und es macht mir Freude, diese Begeisterung weiterzugeben.»

Sein Beruf ist Berufung

Seine Begeisterung kommt nicht von ungefähr. Denn seine heutige Tätigkeit ist für den 56-Jährigen weniger Beruf als Berufung. Dem zuvor ging eine Sinnkrise. Damals, Wolfgang Mengon war Mitte dreissig, wurde dem Chemiker klar, dass er seinem beruflichen Leben gerne eine neue Richtung geben wollte. «Ich realisierte, dass Glas meine Leidenschaft ist – und dies im Grunde schon seit meiner Ausbildungszeit.» Bereits in der Lehre zum Chemielaboranten, die seinem Chemiestudium vorausgegangen war, hatte er einfache Glasstücke für den Laborgebrauch hergestellt. «Schon damals hatte mich diese Transzendenz von der heissen, formbaren Flüssigkeit zum festen Endprodukt fasziniert.»

Nun musste er nur noch einen Ausbildungsplatz finden. «In der Schweiz kann man Glasmacher nicht lernen», erzählt Mengon, der ursprünglich aus dem Kanton Zürich stammt. Bekannte Glashütten, die auch ausbilden, gibt es hingegen vor allem in Deutschland im Bayerischen Wald, in Skandinavien sowie in Tschechien. «Glashütten sind historisch vor allem in waldreichen Gegenden entstanden, da die Glasherstellung sehr energieintensiv ist und früher viel Holz für die Schmelzöfen brauchte.»

Venezianische Glasmacherkunst

Mengons Wahl fiel schliesslich auf eine Glasdesignfachschule im tschechischen Novy Bor nördlich von Prag, wo er mit 36 Jahren seine Ausbildung zum Glasmacher begann. Um möglichst viele Bearbeitungstechniken zu erlernen, ging er anschliessend zu einem vom italienischen Murano nach Schweden ausgewanderten Glaskunstmeister. Dort erlernte er zusätzlich die spezielle venezianische Glasmacherkunst. «Ich dachte zuvor ich sei schon gut, aber das ist noch einmal eine ganz andere technische Herausforderung.»

Wer Wolfgang Mengon heute in seiner Schauglashütte in Hallau besucht, lernt bei seinen Vorführungen ganz verschiedene Techniken kennen. Neben dem Glas-blasen, was man zur Herstellung von Hohlkörpern wie Vasen oder Kugeln benötigt, zeigt er seinen Gästen auch die anspruchsvolle Murano-Glastechnik. Das Besondere dabei: Man lässt den Kern aus farbigem Glas zunächst leicht abkühlen, bevor eine flüssige, rund 1100 Grad Celsius heisse Schicht durchsichtigen Glases darüber gezogen wird. Durch diese neue heisse Schicht erwärmt sich auch der innere Kern wieder und kann so bearbeitet werden. Allerdings dies auch nur für wenige Minuten. «Glas kann nur bei 900 bis 1100 Grad Celsius geformt werden», erläutert Mengon. Und selbst das Abkühlen darf nur langsam passieren, damit es keine Risse gibt.

Glasmachen zum Ausprobieren

Wie genau und schnell man mit Glas arbeiten muss, können Besucherinnen und Besucher in der Schauglashütte jederzeit selbst ausprobieren. Die einfachste, wenn auch sehr effektvolle Variante ist dabei die Glaskugel. Wer möchte, kann aber auch Blumen oder andere Objekte unter Anleitung formen und dabei ganz viel über das Kunsthandwerk der Glastechnik lernen.
Inken De Wit

Schmelzofen

  • Temperatur: 1150 °C
  • Strom Anschlussleistung: 24 Kilowatt (kW). Zum Vergleich: Eine Herdplatte mit vier Kochfeldern hat eine durchschnittliche Anschlussleistung von 7,5 kW.
  • Glas kann nur bei 900 bis 1100 °C bearbeitet werden.

Abkühlofen

  • Temperatur: ca. 500 °C. Die genaue Temperatur hängt vom Glas ab.
  • Strom Anschlussleistung: 24 kW
  • Kühlt die Glasobjekte nach und nach auf Raumtemperatur ab. Wenn Glas zu schnell abkühlt, entstehen Druck- und Zugspannungen und es kann brechen.

Erlebnis- und Schauglashütte
Mondglas AG

Schmalzgasse 2
8215 Hallau

Tel. +41 52 681 12 23
E-Mail: info@mondglas.ch
www.mondglas.ch