Das Haus denkt mit

Im Haus von morgen denken die Geräte mit. Der Kühlschrank macht Menüvorschläge, und die Waschmaschine sucht sich die günstigste Zeit zum Waschen aus. Um zu sehen, wie diese Vision Wirklichkeit werden kann, steht an der Hochschule Luzern das iHomeLab. Es ist Denkfabrik und Testlabor zugleich.

iHomeLab
iHomeLab

Die Zukunft des Wohnens steht in Horw. Hier, auf dem Campus der Hochschule Luzern,  versteckt sich hinter einer silberglänzen- den Fassade das iHomeLab, in dem Professor  Alexander Klapproth die intelligente Gebäudetechnik von morgen erforscht. Ein Team aus 25 Mitarbeitenden unterstützt ihn dabei. Ihre Hauptforschungsbereiche sind smarte Technologien für Energieeffizienz und Sicherheit.

Ihre Geräte denken mit

Ein wichtiger Aspekt bei allen Projekten ist dabei der Komfort. «Neuerungen, die mehr Komfort und Lebensqualität bieten, finden eher Akzeptanz als solche, die in der Theorie sinnvoll, in der Praxis aber mühsam umzusetzen sind», erläutert Klapproth.

Eine Entwicklung aus dem iHomeLab ist beispielsweise die Steckdosenleiste «iKnowWatt». Sie erkennt von selbst die angeschlossenen Geräte und kann den Start eines Geschirrspülers oder des Tumblers auf eine andere, preisgüns- tigere Zeit verschieben. «Diese Technologie ist neben der Geldersparnis vor allem mit Blick auf den zunehmenden Einsatz erneuerbarer Energien wichtig», erläutert der Wissenschaftler. «Da Strom aus Wind oder Sonne wetterabhängig ist, muss der Verbrauch an die Verfügbarkeit angepasst werden.» Ohne eine optimale  Steuerung des Lastenmanagements sei ein Umbau der Energieversorgung nicht denkbar.

Vernetzung aller Geräte

iKnowWatt ebenso wie weitere Entwicklungen aus dem iHomeLab zeigen den Stromverbrauch  zudem grafisch an. Auf Tablet, Smartphone oder Fernseher lässt sich jederzeit erkennen, welches Gerät wie viel Strom verbraucht. Voraussetzung dafür ist die Vernetzung der Geräte inklusive Beleuchtung, Heizung und Belüftung. Eine zusätzliche Kopplung an eine Datenbank ermöglicht Tipps zur Reduktion  des Energiekonsums. «So entsteht ein Anreiz,  alte Geräte durch effiziente zu ersetzen», sagt Klapproth.

Ein solches Smart Home, wie es im iHomeLab als Testlabor entsteht, steuert nicht nur den Energieverbrauch von Haushaltsgeräten. Intelligente Gebäudetechnik kann mehr. Zum Beispiel wetterabhängig die Storen herunterlassen, damit sich die Räume im Sommer nicht zu sehr aufheizen, die Raumtemperatur abhängig von der Raumnutzung absenken oder  Standby-Verluste minimieren. Intelligente Gebäudetechnik nimmt dabei immer Rücksicht auf die Bedürfnisse der Bewohner oder Benutzer und sorgt dafür, dass trotz besserer Energieeffizienz der Komfort nicht leidet.

Professor Klapproth vor dem Energiemonitor, der Verbrauch ebenso wie Sparempfehlungen anzeigt
Professor Klapproth vor dem Energiemonitor, der Verbrauch ebenso wie Sparempfehlungen anzeigt

Allwissender Mitbewohner

Doch die Vision der Forscher geht noch weiter. Schon bald könnte unser intelligentes Zuhause  zu einer Art Butler werden, der eigenständig Informationen einholt und Entscheidungen trifft. Das könnte dann so aussehen: Morgens weckt uns das Smart Home sanft, indem es die Storen hochfährt, die Kaffeemaschine anstellt und Musik startet. Tagsüber sorgt der Butler während unserer Abwesenheit für Sicherheit und minimiert den Energieverbrauch. Und abends teilt uns das Smart Home bei der Nachrichtenlektüre auf dem Tablet mit, dass jetzt die Wäsche gewaschen ist. Nachts überwacht es unsere Vitalfunktionen und empfiehlt uns nach einer Analyse der Körperdaten mehr Bewegung oder gibt Ernährungstipps. Ja, die Technik kann sogar zum Retter werden. Mit Hilfe von Bewegungsmeldern und besagten Daten zur Vitalfunktion kann unser Zuhause den Rettungsdienst alarmieren, wenn eine Person in der Wohnung gestürzt ist und bewusstlos am Boden liegt. Damit eröffnet die Technik auch neue Möglichkeiten für ein längeres unabhängiges Wohnen im Alter.

Inken Heeb-De Wit

Besuchen Sie das iHomeLab:
Das Anmeldeformular für öffentliche Führungen.

Das Internet der Dinge

Die Vernetzung der Geräte im Haus ist ein weiterer Schritt in Richtung «Internet der Dinge» für Wohngebäude. Allerdings geht die Vision für ein Internet der Dinge weit über das Smart Home hinaus. Beim Internet der Dinge, oder auch Internet of Things (kurz: IoT), sind alle Geräte und Maschinen miteinander vernetzt und kommunizieren untereinander. So kann zum Beispiel künftig die mit dem Staumelder gekoppelte Agenda eine Reise perfekt planen oder das Lagerhaus des Supermarktes selbstständig einen Überblick über die Waren behalten und bei Bedarf nachbestellen.

Ein Blick zurück …

Heidi Stehrenberger beim Nähen
Heidi Stehrenberger beim Nähen

Elektrizität damals:
ein wertvolles Gut

Heidi Stehrenberger ist in der Nachkriegszeit in St. Gallen aufgewachsen, wo ihr Vater ein Töff- und Velogeschäft führte. Annehmlichkeiten wie Wasch- maschine oder elektrische Nähmaschine hatte die Familie damals noch nicht. Die ersten eigenen Elektrogeräte bekam Heidi Stehrenberger zur Hochzeit. Die 79-Jährige, die heute im Altersheim am Kirchhofplatz in Schaffhausen lebt, erinnert sich.

Frau Stehrenberger, wie sind Sie als Kind aufgewachsen?
Heidi Stehrenberger: Über dem Geschäft mei- nes Vaters lag unsere Wohnung. Einzige Heizung dort war der zentrale Kachelofen, über die offenen Türen verteilte sich die Wärme.  Wenn es oben noch nicht warm war, sind wir Kinder immer in die Werkstatt gelaufen, um uns dort am Metallofen aufzuwärmen. Besonders schön waren die Eisblumen, die es im Winter immer an den Fenstern gab.

Gab es auch schon Elektrogeräte im Haushalt?
Nicht viele. Wir hatten ein Radio in der Küche, ein elektrisches Bügeleisen und natürlich das elektrische Licht. Bei meiner Grossmutter dagegen hingen noch Öllampen an den Decken. Bade- und Waschwasser haben wir damals noch mit Holz erhitzt. Unter einem grossen Kupferkessel wurde ein Feuer entfacht und die Wäsche darin mit einem Holzstab durchgewalkt. Auch die Singer-Nähmaschine, mit der meine Mutter die Arbeitsoveralls meines Vaters genäht hat, musste noch mit Fusspedalen angetrieben werden.

Wann gab es eine elektrische Nähmaschine?
Viel später. Zunächst bekam meine Mutter  einen Staubsauger, irgendwann einen Mixer, einen Elektroherd und eine elektrische Küchenmaschine. Die war fantastisch, damit konnte man wirklich alles machen.

Und Ihre ersten Elektrogeräte?
Die bekam ich 1957 zur Hochzeit, es waren ein Staubsauger, ein elektrisches Bügeleisen und ein Haartrockner. Später bekamen wir einen Plattenspieler und 1968 einen Farbfernseher, das war ein grosser Moment. Die Windeln meiner drei Kinder habe ich allerdings noch täglich auf dem Herd ausgekocht, bevor wir eine Waschmaschine hatten. Eine tolle Investition war die elektrische Nähmaschine. Damit habe ich mir richtig schicke Kleider genäht.

Und welche Bedeutung hat für Sie Elektrizität heute?
Sie ist selbstverständlich verfügbar und hat das Leben verändert. Ich habe eine Mikrowelle, eine Kaffeemaschine und kann auf dem elektrischen Bilderrahmen die Fotos meiner Enkel anschauen. Als Kind, erinnere ich mich, war Strom sehr kostbar. Wer ein Zimmer verliess, musste sofort das Licht löschen. Da war mein Vater sehr hinterher.